TEXTS # 6

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Humanities * German
Author : Parry, Christoph
Landscapes of Discourse. A Study of the Work of Peter Handke in the Context of the Contemporary Novel
Keywords: Novel, Postmodernism, Intertextuality, Fictionalization

The prominent Austrian writer Peter Handke, though much discussed, is usually treated in isolation due to the highly subjective tone of much of his writing. The aim of this study is to show how Handke's work relates to a broader context of contemporary and postmodern writing. Close analysis of his major work reveals how his apparent subjectivity is based on a complex strategy of fictionalisation which subordinates experience to the needs of the text and removes the text from the private space of the author/narrator to the public space of intertextuality. Particular attention will be paid to Handke's construction of landscape as an extension of subjective space and its relation to modern art theory. Part of the study will also deal with the public reception of Handke's work and with the controversy surrounding his public statements which overlap with the themes of his recent books thus confusing the distinction between the real and the fictional and highlighting the ambiguous situation of literature in contemporary society. This research is supported by the Finnish Acade




Titel
Peter Handke im Kreuzfeuer
Untertitel
Der Kosovo-Konflikt, die Haltung der Medien und die Intellektuellendebatte
AutorIn
C. Behr
Umfang
106 Seiten / Download 856 KB
Hochschule
Ruhr-Universitaet Bochum, DEUTSCHLAND
Art der Arbeit
Diplomarbeit
Abgabe
August 2000
Note
2
Preis
148,00 EUR (inkl. 7% MwSt.) entspricht 289,46 DM
Ermaessigter Preis: 74,00 EUR (feur Studierende, inkl. 7% MwSt.) entspricht 144,73 DM
Bestellnummer
75204692
Sprache
Deutsch
Medien
Papier / CD / Download
Inhaltsangabe
Vor euber einem Jahr griff die NATO erstmals in ihrer Geschichte einen souveraenen Staat an. Mit dem Ziel, eine  humanitaere Katastrophe im Kosovo verhindern zu wollen, starteten die alliierten Maechte am 24. Maerz 1999 einen massiven Luftangriff auf Jugoslawien. 78 Tage lang fielen die Bomben auf serbisches Hoheitsgebiet, die albanische Bevoelkerung fleuchtete und die Medien eroeffneten einen Aufklaerungs-, Informations- und Propagandafeldzug. Ob Print, Funk, Fernsehen oder Internet - es wurde ein breites Panorama geschaffen, in dem neben Politikern, Journalisten und Sachkundigen auch die Intellektuellen zu Wort und Zitat gebeten wurden. Der oesterreichische Schriftsteller Peter Handke widersetzte sich als einer der wenigen gegen die Art und Weise der westlichen Berichterstattung. Mit oeffentlichen Briefen, der Reuckgabe des Beuchnerpreises und Reisen nach Serbien, protestierte er gegen die seiner Meinung nach anti-serbische Haltung in den westlichen Medien und loeste damit kontroverse Diskussionen aus.
Der Krieg im Kosovo ist ein einmaliges Beispiel in der Politik. Erstmals fassten die NATO-Staaten den Entschluss, ohne Zustimmung der UNO, gegen ein souveraenes Land vorzugehen. Wie sie propagierten, war es eine Entscheidung, die zum Ziel hatte, die Menschenrechte zu verteidigen.

Aus verschiedenen Perspektiven soll der Krieg im Kosovo dargestellt werden. Einmal aus der Sicht der Politik, dann aus der Haltung der Medien und der Intellektuellen und aus dem Blickwinkel von Peter Handke. Da die Meinung des Schriftstellers im vollkommenen Kontrast zu der westlichen Haltung steht, werden seine Aussagen und Schriften als Basis feur die weitere Auseinandersetzung mit der Haltung der Politik, der Medien und der Intellektuellen verwendet. Zugleich wird damit ein Kontext zwischen Politik und Literatur hergestellt.

Die spaetere Argumentationsweise erfordert eine chronologische Darstellung der Thematik. Zunaechst wird eine EUbersicht der historischen Ereignisse mit Eckdaten skizziert, um das ethnische Problem zwischen Serben und Albanern darzulegen. Insbesondere beschaeftigt sich das erste Kapitel mit der Frage, inwieweit die historischen Ereignisse feur die jeungste Auseinandersetzung verantwortlich gemacht werden koennen. Nach der These vieler westlicher Historiker beweist die jugoslawische Geschichte nicht, dass eine Diskrepanz zwischen beiden Ethnien euber Jahrhunderte hinweg zu dem jeungsten Konflikt gefeuhrt haben. Sie gehen davon aus, dass der jeungste Kosovo-Konflikt ein Produkt dieses Jahrhunderts ist.

Nach der Einfeuhrung in die jugoslawische Geschichte wird die Literatur zum Zuge kommen. Bereits in den vorangegangenen Balkankonflikten protestierte der Schriftsteller Peter Handke vehement gegen das in der westlichen OEffentlichkeit bestehende Serbenbild. Sein eindeutiges politisches Engagement laedt zu einer zu diskutierenden Sichtweise ein. Eine umfassende Interpretation euber Handkes Werke in der Balkanproblematik Abschied des Traeumers vom Neunten Land / Eine Winterliche Reise zu den Fleussen Donau, Save, Morawa und Drina oder Gerechtigkeit feur Serbien / Sommerlicher Nachtrag zu einer winterlichen Reise / Die Fahrt im Einbaum oder das Steuck zum Film vom Krieg / Unter Traenen fragend wird seine Ansichten im zweiten und dritten Kapitel skizzieren. Die Teilung auf zwei Kapitel erschien der Verfasserin sinnvoll, da sich das Engagement des Schriftstellers auch auf zwei verschiedene Konflikte konzentrierte, wobei die Einstellung zwar gleich, doch sich seine Haltung massiv veraenderte. In dritten Kapitel werden auch seine Briefe, Interviews, Aktionen und die aussenstehende Kritik waehrend des Kosovo-Konfliktes untersucht. In diesem Zusammenhang draengt sich eine existentielle Frage der Literatur auf: Muss ein Schriftsteller objektiv bleiben oder darf er subjektiv sein?

Mit Hilfe dieser Ausarbeitung kann im vierten Teil der Arbeit in die politische Dimension gewechselt werden. Ausgehend von Handkes Vorwurf der einseitigen Berichterstattung soll der Wahrheitsgehalt dieser Anklage nachgepreuft werden. Die Argumentation der westlichen Staaten schien eindeutig. Doch die Zielsetzung der NATO, die menschliche Weurde zu verteidigen und gleichzeitig zu verletzen, verlangte eine legitime Basis. Die Medien und die Intellektuellen waren gefragt. Ihre Arbeit soll zur Diskussion gestellt werden. Der Augenmerk liegt bei der Frage, ob und inwiefern sich die Medien und die Intellektuellen von der Politik haben instrumentalisieren lassen, um den Luftangriff zu legalisieren. Wie wurde der Begriff der Moral interpretiert und aufgrund welcher Argumentation konnte die Politik ihre Entscheidung in der OEffentlichkeit legitimieren?

Das Ziel dieser Arbeit ist es, die verschiedenen Nuancen des Kosovo-Konfliktes zu beleuchten. Am Beispiel Kosovo wird deutlich, inwiefern Politik, Kultur, Literatur und Philosophie voneinander abhaengen, die Gesellschaft praegen und daher als Einheit begriffen werden meussen. Die Vorgaenge im und um Kosovo haben gezeigt, dass Kriege und Auseinandersetzungen nicht nur auf dem Schlachtfeld gefeuhrt, sondern auch die normativen Werte einer Gesellschaft in Frage gestellt werden.

Inhaltsverzeichnis

VORBEMERKUNG 3
Einleitung 3
1. KOSOVO - HISTORIE, FAKTEN UND MYTHEN 5
1.1 DER BALKAN 6
1.1.1 Die Herkunft der Serben und Albaner 6
1.1.2 Geographie 7
1.1.3 Geschichte 8
1.1.4 Die Schlacht auf dem Amselfeld und ihr Mythos 9
1.1.5 Das Osmanische Reich 10
1.1.6 Der serbische Exodus 11
1.1.7 Aufstaende 11
1.2 SCHICKSALSJAHRE 12
1.2.1 Der erste Weltkrieg 13
1.2.2 Das Koenigreich der Serben, Kroaten und Slowenen 13
1.2.3 Das Problem der Albaner 14
1.2.4 Kolonisierung des Kosovo 14
1.2.5 Serbische Intellektuelle 15
1.2.6 Der Zweite Weltkrieg 16
1.2.7 Loyalitaet der Albaner 17
1.3 BUNDESREPUBLIK JUGOSLAWIEN 18
1.3.1 Verfassung von 1974 19
1.3.2 Das Ende der AEra Tito 19
1.3.3 Slobodan Milosevic 20
1.3.4 Kosovo den Serben 21
1.3.5 Der Vertrag von Dayton 22
1.3.6 Der bewaffnete Aufstand 22
1.3.7 Warnfleuge der NATO 23
1.3.8 Das Massaker von Radak und Rambouillet 24
1.3.9 78 Tage 24
1.3.10 Zusammenfassung 25
2. PETER HANDKE 27
2.1 BIOGRAPHIE 28
2.1.1 Abschied von Slowenien 29
2.1.2 Kurzer Exkurs zu Wirtschaft und Politik 30
2.1.3 Zureuck zu Handke 31
2.1.4 Gerechtigkeit feur Serbien 32
2.1.5 Die Grenze 34
2.1.6 Srebrenica 34
2.1.7 Forderung nach Gerechtigkeit 36
2.1.8 Der Angriff auf die Journalisten 37
2.1.9 Die vermuteten Greunde 38
2.1.10 Das System 39
2.2 DIE REAKTION AUF PETER HANDKE 40
2.2.1 Interview mit Alain Finkielkraut 41
2.2.2 Die Reaktion der jugoslawischen Seite 42
2.2.3 Peter Handke im Gespraech 44
2.2.4 Die Quintessenz 45
2.2.5 Die zwei Sichtweisen 46
2.2.6 Der literarische Versuch 47
3. PETER HANDKE UND DER KOSOVO-KONFLIKT 49
3.1 INTERVIEW NACH DER REISE 51
3.1.1 Der Domino-Effekt 54
3.1.2 Unter Traenen fragen 55
3.1.3 Der Holocaust als Legitimation 57
3.1.4 Das Steuck am Ende des Krieges 58
3.1.5 Die Fahrt im Einbaum 59
3.1.6 Die Premiere 63
3.1.7 Ein Dichter und seine Wahrheit 64
3.1.8 Zusammenfassung 66
4. POLITIK UND MEDIEN IM KOSOVO-KONFLIKT
4.1 FEINDBILDER 71
4.1.1 Die Parallele 73
4.1.2 Operation Hufeisen 74
4.1.3 Das Massaker von Radak 76
4.2 DIE MEDIEN 78
4.2.1 Kritische Sichten 80
4.2.2 Informationsquellen 80
4.2.3 Der NATO-Pressesprecher 82
4.3 DIE INTELLEKTUELLEN 84
4.3.1 Die Funktion der Intellektuellen 85
4.3.2 Intellektuelle im Krieg 86
4.3.3 Die menschlichen Werte 87
5. AUSBLICK 88
6. RESUMEE 93
LITERATURVERZEICHNIS
Anhang 99



RAFAL MROWCZYNSKI

Krucjata przeciw +consensusowi mediow+
Peter Handke szuka sprawiedliwosci nad rzekami Serbii

I

Reportaz Petera Handkego z podrozy po Serbii ukazal sie w styczniu 1996 roku w specjalnym dodatku sobotnio-niedzielnym monachijskiego dziennika +Sueddeutsche Zeitung+ i wywolal zazarta, wielotygodniowa dyskusje toczona nie tylko na lamach najbardziej powazanych gazet oraz czasopism niemieckojezycznych, lecz takze odbijajaca sie szerokim echem w Europie i Ameryce Polnocnej. Jest rzecza znamienna, ze dopiero w kilka miesiecy po przerwaniu walk w Bosni-Hercegowinie i po oficjalnym podpisaniu +ukladu ramowego+ z Dayton rozgorzal spor na temat postrzegania krwawego konfliktu, ktory wybuchl w kwietniu 1992 roku i od tego czasu niemal nie znikal z pierwszych stron gazet. Wprawdzie konflikt ten gleboko poruszyl zachodnia opinie publiczna, ale poruszenie to artykulowalo sie przede wszystkim w formie moralnego zbulwersowania, ktoremu brak bylo zarowno ostrosci krytycznego spojrzenia na przyczyny tragedii, jak i zdolnosci do zainicjowania adekwatnych dzialan politycznych.

Medialna omniprezencja wojny bosniackiej miala niezwykle ambiwalentny charakter. Wynikala ona z faktu, ze nie sposob bylo uciec przed swiadomoscia, iz w jednym z europejskich panstw toczy sie konflikt zbrojny przypominajacy za sprawa stosowanych w nim metod +wojne totalna+, ktora przed piecdziesiecioma laty ogarnela a nastepnie spustoszyla niemal caly kontynent. Z drugiej strony zarysowywala sie jednak tendencja do wypierania ze swiadomosci pytania o rzeczywiste powody straszliwych wydarzen majacych miejsce w Bosni i Hercegowinie. Najchetniej poprzestawano na reprodukowaniu stereotypowych twierdzen o +wielowiekowej nienawisci+, jaka +od zawsze+ palaja do siebie grupy etniczne zamieszkujace ten odlegly zakatek Europy. Lokalna literatura, a szczegolnie tamtejsza mitologia, bedace skarbnicami hasel i ideologemow dla nacjonalistycznych demagogow, zostaly w ten sposob podniesione do rangi miarodajnych zrodel publicystycznych a nawet naukowych wyjasnien konfliktu. Tym samym zostal on zadeklarowany jako przejaw +specyficznie balkanskiej mentalnosci+, jako cos w rodzaju +folkloru lokalnego+, ergo cos, co moze wydarzyc sie tylko na +dzikich+ Balkanach. Dzieki temu mozliwa byla przeszlo trzyletnia postawa indyferencji skrywanej pod plaszczykiem sentymentalno-humanitarnego wspolczucia.

Tekst Petera Handkego bynajmniej nie poruszyl tego zagadnienia, ani tez nie wniosl niczego merytorycznie nowego, lecz mimo to (a moze wlasnie dlatego?) wywolal istna burze mozgow. W odpowiedzi na liczne slowa krytyki autor reportazu okryl sie nieprzemakalnym plaszczem poetyckiej ezoteryki twierdzac, ze jego literacki utwor jest dzielem sztuki, a nie zwyczajnym zapisem o dziennikarskim charakterze i dlatego nie poprzestaje na powierzchownych, w jego przekonaniu, faktach, tylko +siega do glebi+ - do +istoty rzeczy+1. W ten sposob udalo mu sie na nowo spolaryzowac dyskusje. Na jednym biegunie znalezli sie +tworcy+, na drugim zas +pismacy+ dosiadajacy +walca mediow+, ktory zgniata na miazge wszystko, co choc troche wznosi sie ponad gazetowo-telewizyjna przyziemnosc. Tym samym dyskusja na temat sposobu postrzegania wojny w Bosni-Hercegowinie przerodzila sie w debate o wzajemnym stosunku +literatury+ i +dziennikarstwa+. Krytykom Petera Handkego, choc wielu z nich nie negowalo wcale faktu, ze literatura stanowi autonomiczny obszar ekspresji rzadzacy sie innymi niz dziennikarstwo prawami2, zarzucano +barbaryzm+, +akulturacje+ a przede wszystkim dazenie do +upolitycznienia literatury+, w czym niejeden ze zwolennikow tej tezy dostrzegal pierwiastek +leninizmu+.

Wlasnie w tym swoistym +przetworzeniu barbarzynstwa w kulture+ kryje sie tajemnica powodzenia reportazu Handkego. Gerechtigkeit fuer Serbien pozwolila tym, ktorzy wobec wojny w Bosni przyjmowali przez trzy lata postawe indyferencji, na jej usprawiedliwienie ex post i to w sposob niemozliwy do skrytykowania. Pisarz Peter Handke poddaje w watpliwosc szereg zarzutow formulowanych pod adresem aktywnych zwolennikow wielkoserbskiego nacjonalizmu w BiH oraz miota wlasne zarzuty, ktore pozostaja jednak pozbawione jakiegokolwiek uzasadnienia. Ci, ktorzy pozostali obojetni wobec tragedii mieszkancow Sarajewa, Srebrenicy, Zepy, Gorazde, Mostaru, Bihacia i wielu innych miejscowosci w Bosni-Hercegowinie, odczuwali zapewne po przeczytaniu omawianego reportazu swoista satysfakcje: +A jednak to my mielismy racje, ze z ta Bosnia nie ma co sie zbytnio wychylac! To my jestesmy prawdziwymi humanistami i oredownikami pokoju, a nie ci, ktorzy za Andre Glucksmanem wolali 'vers la guerre humanitaire!'+ Poetycki nimb otaczajacy reportaz Handkego stanowi najlepsze zabezpieczenie przed wszelka krytyka.

Niniejszy tekst stanowiacy bezposrednia reakcje na sam reportaz. Napisany zostal pod koniec lutego 1996 roku, tzn. w niespelna dwa miesiace po ukazaniu sie Gerechtigkeit fuer Serbien w Sueddeutsche Zeitung. Byl to kulminacyjny moment debaty publicznej toczonej przez felietonistow, zas sam Peter Handke wyruszyl na tournee po Niemczech. Wkrotce potem dyskusja przycichla, tak ze kolejna podroz austriackiego pisarza - tym razem do Via egradu i Srebrenicy we wschodniej Bosni - uwienczona kolejna publikacja, przeszla niemal niezauwazona3. Poniewaz w Polsce sama wojna w Bosni wywolala stosunkowo niewielkie poruszenie opinii publicznej, takze i tekst Petera Handkego nie spotkal sie z szerszym odzewem. Jesli autor niniejszego felietonu decyduje sie na publikacje w rok po jego napisaniu, to czyni tak, by udokumentowac pewna polemike, ktora przez dobrych kilka tygodni rozgrzewala do bialosci opinie publiczna RFN. Wprawdzie niebawem zostala ona przycmiona przez +drugi spor historykow+4, jaki rozgorzal wokol ksiazki Daniela Jonah Goldhagena zatytulowanej Hitler's Willing Executioners. Ordinary Germans and the Holocaust [Gorliwi kaci Hitlera. Zupelnie zwyczajni Niemcy i holocaust], ale mimo to nadal wydaje sie warta krytycznego omowienia. Przygotowujac tekst do druku autor zdecydowal sie nie wprowadzac zasadniczych zmian w tekscie i poprzestal jedynie na wtraceniu kilku uzupelnien w postaci przypisow oznaczonych cyferkami rzymskimi.

Otwock, 25 grudnia 1996

II

Peter Handke wyrusza w swa +zimowa podroz nad rzeki Dunaj, Sawe, Morawe i Drine+5, aby zadac klam +consensusowi mediow+ wytworzonemu, jego zdaniem, na temat wojny w Bosni. Po czterech latach doniesien agencyjnych i reportazy, ktore pisarzowi urodzonemu w slowenskiej dzis czesci Karyntii6 wydaly sie niesprawiedliwe, bowiem prawie zawsze pochodzily +z jednej strony linii frontu i granic+, postanawia on wbrew swemu dawnemu zapewnieniu (+tak zwana rzeczywistosc nie interesuje mnie, kiedy pisze+) wstac zza biurka i w towarzystwie dwoch serbskich przyjaciol oraz dopiero co poslubionej zony7 udac sie do Belgradu, do monasteru w Studenicy, a na koniec do miejscowosci Bajina Bata nad Drina, gdzie po drugiej stronie +zimowo-czarno-zielonej, rownomiernie bystrej gorskiej wody+ rozciaga sie Bosnia. Wrociwszy zas do swych podparyskich pieleszy zasiada do pracy, ktorej efektem stalo sie 85 stron maszynopisu wolajacego o +sprawiedliwosc dla Serbii+.

W przeswiadczeniu Petera Handkego +swiatowe konsorcja mediow+, a w szczegolnosci takie tytuly prasowe jak +Frankfurter Allgemeine Zeitung+, +Le Monde+ i +Der Spiegel+ przedstawialy Serbie w roli +agresora+ i w ten sposob wytworzyly wokol konfliktu klimat jednoznacznosci, by chorkowi +rozmilowanych w stereotypach wroga i obrazach wojny+ intelektualistow, takich jak Andre Glucksman, Bernard-Henry Levy czy Peter Schneider, dac okazje do postulowania +interwencji NATO przeciwko zbrodniczym Bosno-Serbom+. +To, co uczynily te trzy organy jest i pozostanie przestepcze. To jest na swoj sposob zbrodnia wojenna.+ - dodaje autor w rozmowie z Willim Winklerem opublikowanej przez +Die Zeit+.

Bynajmniej nie chcialbym poddawac w watpliwosc faktu, ze tacy dziennikarze jak Johann Georg Reissmueller - jeden z wydawcow +Frankfurter Allgemeine Zeitung+, ktoremu Handke nadaje przezwisko +Reisswolf&Geifermueller+8 - bezkrytycznie udzielali i nadal udzielaja poparcia Chorwacji i rzadzacemu w niej z dyktatorska maniera Franjo Tudmanowi. To, co na temat Serbii, Serbow i SFRJ wypisuje na lamach swej gazety Reissmueller brzmi nierzadko absurdalnie a czasem ma dyskryminujacy charakter9. Nie przecze rowniez, ze wielu znanych intelektualistow, ktorzy zabierali glos w sprawie wojny w Bosni, mialo sklonnosc do romantycznej idealizacji obroncow Sarajewa. W glosnym filmie Bernarda Henri-Levy'ego zatytulowanym +Bosna!+ znany przedwojenny przestepca Jusuf Prazina (pseudonim +Juka+) przedstawiony zostaje jako +bohaterski obronca oblezonego miasta+. Autor filmu ani slowem nie wspomina o jego kryminalnej przeszlosci, ani o samowoli, na jaka juz w trakcie walk pozwalali sobie czlonkowie jego oddzialu terroryzujacy mieszkancow bosniackiej stolicy. Jednak wyciagniety przez Handkego wniosek o powszechnej nagonce na +Serbow+ traci +spiskowa teoria dziejow+ jakze popularna wsrod niektorych belgradzkich publicystow (np. Drago Kalajic10). Wszak nie brak dziennikarzy i tytulow prasowych, ktore rownie bezkrytycznie, jak czyni to Reissmueller w przypadku Chorwacji, biora w obrone +Serbow+ i rezim w Belgradzie. Komentujac jedna z takich publikacji wydana przez Klausa Bittermanna11, Nenad Stefanov napisal: +Tak jak Franjo Tudman ma swojego Alaina Finkelkrauta, a Izetbegovic swojego Bernarda Henri Levy'ego, tak Milosevic ma wreszcie swojego Klausa Bittermanna...+12 Bowiem tym, co charakteryzowalo debate publiczna toczona w zachodnich mediach na temat wojny w Bosni byla dezorientacja oraz mnogosc pozycji nierzadko slepo idealizujacych jedna z nacjonalistycznych ideologii.

Media elektroniczne poddane zostaja oddzielnej krytyce, w ktorej Peter Handke wyraza swe powatpiewanie w to, czy w ogole sa one zdolne do poszerzania u swych odbiorcow wiedzy o swiecie. +Coz wie sie, gdy przy powszechnym podlaczeniu do sieci i on-line wchodzi sie jedynie w posiadanie wiadomosci pozbawionej prawdziwej wiedzy, ktora stworzona zostac moze jedynie poprzez nauke, poprzez patrzenie i nauke. Coz wie ten, ktory zamiast samej rzeczy otrzymuje jedynie jej obraz, lub jak w wiadomosciach telewizyjnych tylko skrot obrazu, lub jak w swiecie sieci komputerowych tylko skrot skrotu+. Dlatego tez, zdaniem Petera Handkego per se nie znaja prawdy ci, ktorzy widzac w telewizji muzulmanskich uchodzcow sadza, ze to wlasnie oni sa glownymi ofiarami konfliktu, i wspolczuja im. Widzowie padli bowiem ofiara perfidnej manipulacji mediow elektronicznych. Podczas gdy +ci [bosniaccy uchodzcy, - RM], co mozna bylo [...] nierzadko zobaczyc, nie 'pozowali' wprawdzie, lecz za sprawa ujecia i opisu przydawano im jednoznaczna poze: zaprawde cierpiac byli pokazywani w pozie cierpienia, [...] tacy Serbowie pokazywani byli rzadko kiedy w zblizeniach i rzadko kiedy pojedynczo+.

W tej asymetrii Handke dostrzega podobnie niepokojace zjawisko jak w fakcie, ze przed miedzynarodowy trybunal w Hadze ma zostac wniesione czterdziesci siedem oskarzen przeciwko czlonkom oddzialow wielkoserbskich nacjonalistow, osiem przeciwko czlonkom sil wielkochorwacko-nacjonalistycznych i tylko jedno przeciwko czlonkowi Armiji BiH. Nie twierdze bynajmniej, ze zolnierze armii rzadowej13 nie popelniali zbrodni wojennych, lecz autor reportazu postuluje implicite zastosowanie zasady +parytetu etnicznego+, ktora w sferze wymiaru sprawiedliwosci bylaby jeszcze bardziej kontraproduktywna i niebezpieczna niz przy obsadzaniu stanowisk politycznych. Nota bene, jedno i drugie praktykowane bylo przez rezim titowski w Bosni.14

Tymczasem trybunal w Hadze ma za zadanie osadzic podejrzanych o dokonanie zbrodni ludobojstwa, a nie rowna liczbe przedstawicieli kazdej ze +stron konfliktu+. Poza tym chetnie spytalbym Petera Handkego, czy nie drazni go fakt znany powszechnie z podrecznikow historii, ze na lawie oskarzonych w Norymberdze zasiedli sami nazisci? Ani jeden Amerykanin, ani jeden Brytyjczyk, ani jeden przedstawiciel ZSRR! Ani jeden +zbrodniarz wojenny zapewniajacy alibi+! (w oryginale: Alibikriegsverbrecher).

Handke przyznaje wprawdzie, ze nie wszyscy dziennikarze +sa na swoj sposob rownie zlosliwymi psami wojny jak te na terenie walk+, lecz jednoczesnie kreuje sie na Don Kiszota postmoderny lub na swietego Jerzego, ktory podejmuje jakze nierowna walke z +medialnym smokiem+ plwajacym +jadem slow+. +To mi potem nawet odpowiadalo, ze w pierwszym momencie sprawiam smieszne wrazenie, gdy jako jedyny, samotny bojownik wystepuje w tej sprawie.+ - wyznaje w wywiadzie dla +Die Zeit+. W swej samokreacji +krzyzowiec Handke+ pozostaje jednak postacia nader zalosna, bowiem w jego reportazu prozno szukac +odkrywczosci+, ktora tak wysoko ceni sobie u tych nielicznych dziennikarzy, uwazanych przez niego za uczciwych. Wypowiedzi polemiczne skoncentrowane w prologu i epilogu nie zawieraja niczego nowego. Jedynym, co +rycerz prawdy+ ma do zaoferowania, sa argumenty doskonale znane chociazby z informacji podawanych przez agencje SRNA z Pale, tyle tylko, ze autor przekazuje je w formie pytan retorycznych, by podkreslic tym swa +trzezwosc mysli+ i +bezstronnosc+.

Ktos wyliczyl, ze w prologu przeszlo osiemdziesiat zdan konczy sie znakiem zapytania. Nie sprawdzalem tego. W tym miejscu pozwole sobie zacytowac tylko kilka z nich, moim zdaniem najbardziej znamiennych. +Czy jest dowiedzione, ze obydwa ataki na Markale, targowisko w Sarajewie w rzeczywistosci byly zbrodnia bosniackich Serbow? [...] Jak to bylo tak naprawde z Dubrownikiem? [...] Jak naprawde ma sie rzecz z tym straszliwym snem o 'Wielkiej Serbii'? [...] A czy nie jest mozliwe, ze kilka ziarenek legendy (...) powiekszone zostalo w naszych ciemnicach [czyzby znow swiatowy spisek przeciw Serbom i Serbii? - R:M] do rozmiarow kamieni obrazy?+ Aby uwydatnic zbieznosc tych insynuacji z tezami wielkoserbskiego oraz wielkochorwackiego nacjonalizmu pozwole sobie zacytowac kolejny fragment odnoszacy sie do ogloszenia niepodleglosci przez Republike Bosni i Hercegowiny: +(...) znowu takie samozwancze ustanowienie panstwowosci przez jeden jedyny narod - jesli mowiacy po serbskochorwacku, pochodzacy od Serbow Muzulmanie Bosni w ogole maja byc narodem - na terenie, gdzie jeszcze dwa inne narody maja swoje prawa i to rowne prawa! (...).+

Twierdzenie, ze bosniaccy Muzulmanie to +w gruncie rzeczy+ zislamizowani Serbowie jest prawdopodobnie rownie stare jak serbski nacjonalizm15. Wiceprzewodniczaca samozwanczego parlamentu z Pale Biljana Plavic16 stwierdzila swojego czasu na ten temat: +... to sie zgadza, ale mamy do czynienia z genetycznie uszkodzonym materialem, ktory przeszedl na Islam.+17 Dla Petera Handkego powyzsze zdanie to prawdopodobnie tylko jedno z +kilku ziarenek legendy+.

Co sie zas tyczy +samozwanczego ustanowienia panstwowosci+ sadze, ze dobra odpowiedz dal na lamach +Die Zeit+ sarajewski eseista Dzevad Karahasan: +Niepodleglosc Republiki Bosni i Hercegowiny zostala ogloszona po przeprowadzeniu referendum, w ktorym obywatele (a nie narody!, nawet w Bosni zyja indywidua mogace byc obywatelami, jesli im sie na to pozwoli) oddali swoje glosy+. Peter Handke postrzega jednakze sytuacje polityczna w Bosni i na Balkanach w ten sam sposob, w jaki czyni to Radovan Karadzic, a mianowicie przez pryzmat kolektywow etnicznych. W przeciwnym wypadku nie szukalby +sprawiedliwosci dla Serbii+, lecz co najwyzej dla tej czesci spoleczenstwa serbskiego, ktora na poczatku lat dziewiecdziesiatych nie poparla Slobodana Milosevicia i przywodcy skrajnie nacjonalistycznej Serbskiej Partii Radykalnej Vojislava elja, wyruszajacych wowczas ramie w ramie na wspolne podboje w Bosni.

Najwazniejsze przeslanie Petera Handkego zawarte jest jednak w innym pytaniu retorycznym dotykajacym problemu +pierwotnej+ winy: +Kto wiec byl agresorem? Czy ten, ktory sprowokowal wojne byl tym samym, ktory ja rozpoczal?+ Kwestia +najpierwszej+ przyczyny wiaze sie nierozerwalnie z problemem sprawiedliwosci, a tak czesto wymieniana w tym kontekscie ideologia wielkoserbskiego nacjonalizmu nie wydaje sie autorowi dostatecznym i ostatecznym wyjasnieniem. +Czyz w ostatecznym rozrachunku 'Wielka Chorwacja' nie okazala sie czyms nieporownywalnie bardziej rzeczywistym lub skuteczniejszym lub poteznym (...) niz serbskie ziarenka marzen karmione legendami, lecz nigdzie i nigdy nie zlaczone w jednolita idee oraz polityke wladzy?+ Pozwole sobie oszczedzic polemiki zarowno z teza o braku spojnej ideologii wielkoserbskiego nacjonalizmu jak tez o braku jej politycznego przelozenia. Jesli kogos szczegolnie interesuje pierwsza kwestia, polecam ksiazeczke Srpski populizam Nebojy Popova18. Co sie zas tyczy strony praktycznej, to chcialbym jedynie napomknac, ze zarowno na Podriniu, jak i w rejonie Banja Luki oraz Prijedoru tzw. +czyszczenie etniczne+ zakonczylo sie niemal stuprocentowym +sukcesem+, ktory jest nie mniej realny niz fakt, ze HVO oraz wladze samozwanczej republiki +Herceg-Bosna+19 de facto okupuja znaczna czesc zachodniej Bosni i niemal cala Hercegowine.

Daleko bardziej interesujace, rzeklbym wrecz groteskowe, wydaje mi sie dokonane przez Petera Handkego logiczne polaczenie tych dwoch tez. Odnosze bowiem wrazenie, ze autor ocenia ideologie wedlug sukcesow odniesionych w trakcie jej urzeczywistniania. Zgodnie z ta logika - jesli by oczywiscie pominac szesc milionow zamordowanych Zydow i dalsze miliony przedstawicieli innych narodow, grup spolecznych oraz formacji politycznych padlych ofiara narodowego socjalizmu, a skoro systematyczne wysiedlanie i mordowanie mieszkancow Bosni i Hercegowiny poruszane jest przez autora raczej na marginesie, +wolno+ chyba uczynic takie +uproszczenie+ - nalezaloby uznac Mein Kampf Hitlera za +kilka ziarenek legendy o Tysiacletniej Rzeszy+, bo przeciez nie udalo sie utrzymac +Wielkich Niemiec+ od Atlantyku po Ural. Co wiecej, spogladajac na wynik drugiej wojny swiatowej zgodnie z logika Petera Handkego nalezaloby chyba dojsc do wniosku, ze tak naprawde to ZSRR zaatakowal Trzecia Rzesze, bo przeciez imperium radzieckie okazalo sie w roku 1945 +czyms daleko bardziej rzeczywistym+

.+... czy historia wojen dezintegracyjnych nie zostanie kiedys zupelnie inaczej napisana niz w dzisiejszych z-gory-oskarzeniach?+ pyta tymczasem po raz kolejny Peter Handke i zarazem daje odpowiedz... nie dajac odpowiedzi.

To, co dotychczas napisalem odnosi sie w glownej mierze do wstepu oraz epilogu. Trzon tekstu stanowi jednakze wielostronnicowy opis podrozy po Serbii, gdzie autor odnajduje +codzienna rzeczywistosc+, ktora +w porownaniu z nasza pozostala wyostrzona i niemalze krystaliczna+. Kury sa tam +indyczo duze+, garnce miodu +lesno ciemne+, ryby +bajecznie grube+ makaron jest +inaczej zolty+ (?!) zas targowiska emanuja +lekkoscia+, +witalnoscia+, po prostu +ludowa radoscia handlowania+. To zupelnie cos innego niz dobrze znana autorowi Slowenia, gdzie supermarket +ma niemiecki Bild prawdopodobnie jeszcze przed rodzimym dziennikiem +Delo+ z Ljubljany+, zas +slowenski prezydent w pozie kelnera, prawie lokaja serwuje swoj kraj obcokrajowcom. Zakup benzyny z plastikowego kanistra na poboczu drogi dostarcza mistycznych przezyc, gdy +nalewana przez ostrozne dlonie do zbiornika zielono-czerwono- zielona gesta ciecz splywajac powolnym, dobrze widocznym szerokim strumieniem, jak jeszcze nigdy pozwalala sie postrzegac jako cos czym w rzeczywistosci byla: cos dosc rzadkiego, cos cennego, jako skarb ziemi+.

Nic wiec dziwnego, ze autor, ktory juz w swej mlodosci doznal czegos niezwyklego +wyjezdzajac z Austrii, z kolorowosci w cudowna szarosc Jugoslawii+20, teraz +przylapuje sie na zyczeniu, zeby ta odcietosc kraju - nie, nie wojna - trwala dalej; niech by trwala ta niedostepnosc dla zachodniego i jeszcze jakiegos tam swiata towarow i monopolu+. Co wiecej, wyraza skryte marzenie by +taki sposob tankowania (...) przeniosl sie moze nawet na inne kraje+. Nad faktem, ze mieszkancy Serbii nie dla przyjemnosci stoja godzinami na poboczu szosy z kanistrem przy nodze, i ze za tymi handlarzami stoi znakomicie zorganizowana grupa przemytnikow eliminujacych drobnych konkurentow rekami strazy granicznej, Peter Handke nawet sie nie zastanawia.

Dla niego liczy sie przede wszystkim to, ze +w krystalicznie ostro wyczuwalnym wyobcowaniu kazdego tutaj, w ogole dopiero tutaj, gdzie indziej slusznie skazane na werbalna smierc slowo 'narod' [staje sie] namacalne+. W kraju +przepelnionym bolem+21 pisarz moze napawac sie slepym przypisywaniem jednostek do narodowych monolitow, co w Austrii czy w Niemczech stalo sie niemozliwe z racji przeszlosci historycznej. W Serbii wlasnie za sprawa tej samej przeszlosci historycznej jest to mozliwe wrecz nieuniknione, twierdzi Peter Handke, po raz kolejny wlaczajac sie w chorek wielkoserbskiego nacjonalizmu. Serbia jako Mekka +cichych wielbicieli+ idei Blut und Boden ?!

Najbardziej groteskowe jest jednak to, co autor pisze na temat szans stworzenia nowych podstaw pokojowego wspolzycia na Balkanach. +Pozwolcie martwym pogrzebac swych martwych. Pozwolcie jugoslowianskim zabitym pogrzebac swoich zabitych, zas zyjacym odnalezc ponownie swoich zyjacych.+ Nie mam pojecia jak Peter Handke wyobraza sobie realizacje pierwszej czesci swego +planu pokojowego+, niemniej jednak - jesli dobrze zrozumialem jego intencje - chodzi mu o przejscie do porzadku dziennego bez jakiejkolwiek krytycznej dyskusji na temat przyczyn konfliktu. Bez tzw. +rozliczenia z przeszloscia+, bez tego, co po niemiecku nazywane bywa +Aufarbeitung der Vergangenheit+. Zamiast refleksji analogicznej do tej, jaka Detlev Claussen nawiazujac do Dialektyki oswiecenia Horkheimera i Adorna postuluje w przypadku eksterminacji Zydow, refleksji nad +konstelacjami pracy i przemocy, swiata przedmiotow materialnych i kultury, ktore doprowadzily do Auschwitz i w ktorych Auschwitz nadal istnieje+22, Handke - +syn Niemca+ - mowi o tym, by +wykroczyc poza historie tego stulecia, poza to pasmo zla, by wyjsc ku innej historii+.

W nastepnym akapicie abstrakcyjny dotad projekt +wykroczenia poza historie+ konkretyzuje sie. +Dla pokoju potrzeba jednak jeszcze czegos innego, co jest nie mniej wazne niz fakty [...] 'poetycznosc' lub lepiej to, co laczy, to, co obejmuje - bodziec dla wspolnego wspominania jako jedynej mozliwosci pojednania w celu [osiagniecia] drugiego wspolnego dziecinstwa [...] 'W jednym miejscu na moscie przez lata byla obluzowana jedna deska', 'Tak, czy to tez zwrocilo twoja uwage?' [...] sztuka odwrocenia uwagi; sztuka istotnego odwrocenia uwagi+.

W ten sposob Peter Handke nieodwracalnie zamyka uniwersum racjonalnego dyskursu, neutralizuje pytanie o wine i przyczyne ludobojstwa, ostatecznie zrownuje ofiary ze sprawcami, torturowanych z torturujacymi, gwalcone z gwalcacymi, zastrzelonych ze strzelajacymi, bo przeciez kazdej i kazdemu z nich moze sie przypomniec obluzowana deska w moscie. Cytat z listu pozegnalnego Slobodana Nikolicia, w ktorym byly partyzant jako jeden z powodow swego samobojstwa popelnionego jesienia 1992 roku podaje +eksterminacje narodu serbskiego+ jest zbyteczny. Tu nie chodzi juz o odwrocenie winy, lecz o jej unicestwienie. Tym samym Handke unicestwia swoj wlasny tekst zatytulowany wszak Sprawiedliwosc dla Serbii, bowiem w swiecie pozahistorycznym i mitycznym, gdzie +martwi grzebia martwych+ zas +platki sniegu wiruja jakby od zarania wiecznosci+ nie ma sprawiedliwosci, tak jak nie ma pojecia winy.

Heusenstamm, 22 lutego 1996 roku

Przypisy:
1. Z czasem zamiast okreslenia Reisebericht [reportaz z podrozy] zaczal uzywac w odniesieniu do swego tekstu pojecia Reiseerzaehlung [opowiadanie z podrozy].
2. Bardzo interesujaca immanentnie literacka krytyke pod adresem Petera Handkego i jego reportazu sformulowala w wywiadzie dla frankfurckiego czasopisma studiujacych +Perspektiven+ belgradzka publicystka Drinka Gojkovic. +Kto zna i kocha literature, ten wie, ze jej spojrzenie glebiej wnika w problemy, ze potrafi ona dac bardziej zlozony obraz rzeczy, niz to ma zazwyczaj miejsce. Ale kiedy zaczelam czytac ten tekst znalazlam dokladne zaprzeczenie tego: w miejsce literackiej zlozonosci i glebi [znalazlam] w gruncie rzeczy plaski sposob prezentacji raczej uniemozliwiajacy niz otwierajacy wglad w problemy, o ktorych chce sie mowic. Ten tekst jest zbiorem dowolnych stwierdzen, spostrzezen i sadow, ktore w bardzo niewielkim stopniu sa ze soba powiazane a przy tym zbyt plaskie, po czesci nazbyt wyssane z palca, by mogly stworzyc subtelna siec literackich znaczen.+ Por.: Kein schoener Land in dieser Zeit. Die Urlaubsreise eines Poeten und ihre Folgen. Ein Gespraech mit der Belgrader Publizistin Drinka Gojkovic [Zaden to piekny kraj w tych czasach. Wakacyjna podroz pewnego poety i jej nastepstwa. Rozmowa z belgradzka publicystka Drinka Gojkovic]. W: +Perspektiven Internationale StudentInnenzeitung+ 1996 nr 27, s. 5.

3. Zgodnie z doniesieniem niezaleznej agencji informacyjnej +Beta+ w grudniu 1996 roku Peter Handke po raz trzeci odwiedzil teren bylej Jugoslawii tym razem spotykajac sie w Pale z +ministrem spraw zagranicznych+ Republiki Serbskiej Aleksa Buha. Patrz: Dosao sam da slusam od Srba. Pxtxr Handkx u RS [+Przyjechalem by przysluchiwac sie temu, co mowia Serbowie+] w: +Nasa Borba+, 21- 22.12.1996, s. 16.
4. Detlev Claussen slusznie zwraca uwage na fakt, ze spor ten byl w gruncie rzeczy medialna inscenizacja zainicjowana przez tygodnik +Die Zeit+. +Tym razem na poczatku byla polityka mediow. Bledne haslo 'spor historykow' (Historikerstreit) rzucone zostalo przez Die Zeit 12 kwietnia 1996 roku, zanim jeszcze do jakiegokolwiek sporu doszlo. Na stronie tytulowej redaktor zajmujacy sie literatura fachowa mogl przemienic sie w autora +wstepniakow+ - i zrecznie niczym pismak z bulwarowej gazety dotknal drazliwych tematow: 'Ksiazka, ktora prowokuje nowy spor historykow: Czy my Niemcy jednak wszyscy bylismy winni?'+, Por.: Detlev Claussen: Viel Laerm um Goldhagen. Vorlaeufige Bilanz einer desastroesen Debatte [Duzo szumu wokol Goldhagena. Wstepny bilans katastrofalnej debaty]. W: +Perspektiven Internationale StudentInnenzeitung+ 1986 nr 29 s.18-19.
5. Peter Handke: Gerechtigkeit fuer Serbien. Eine winterliche Reise zu den Fluessen Donau, Save, Morawa und Drina [+Sprawiedliwosc dla Serbii. Zimowa podroz nad rzeki Dunaj, Sawe, Morawe i Drine+]. W: +Sueddeutsche Zeitung+. 1996 nr 5-7 i nr 13-14 [dodatek specjalny].
6. Nie wspominalbym o tym szczegole, gdyby nie fakt, ze niektorzy uczestnicy nader ozywionej dyskusji jaka tekst Handkego wywolal, twierdzili ze za sprawa swego pochodzenia autor - choc jako kilkuletnie dziecko wraz z rodzicami opuscil rodzinne strony - potrafi lepiej zrozumiec istote tego konfliktu. Czyzby pozne oddzialywanie +genu narodowego+?!
7. O fakcie tym dowiadujemy sie dopiero z wywiadu udzielonego przez autora reportazu tygodnikowi +Die Zeit+. Por.: Ich bin nicht hingegangen, um mitzuhassen [+Nie pojechalem tam, by wspolnienawidziec+] wywiad Willego Winklera z Peterem Handke w: +Die Zeit+ 2.02.1996, s. 47-48. Na ten temat czytamy: +podroz do Serbii byla, nawet jesli to absurdalnie brzmi, nasza podroza poslubna.+
8. Reisswolf oznacza po niemiecku niszczarke do akt, zas Geifermueller mozna by przetlumaczyc jako +pieniacz+ (dosl. +mlynarz piany+).
9. Tym, ktorzy chcieliby sie o tym osobiscie przekonac polecam dwie ksiazki tegoz autora zawierajace jego artykuly z lat 1980-1993: Der Krieg vor unserer Haustuer [Wojna przed drzwiami naszego domu] oraz Die bosnische Tragoedie [Bosniacka tragedia]. Obie publikacje ukazaly sie nakladem stuttgarckiego wydawnictwa DVA. Aby nie pozostac goloslownym w swych zarzutach pod adresem J. G. Reissmuellera pozwole sobie przytoczyc jeden z watkow. w krotkim artykule z 10 grudnia 1992 roku. Autor pisze tam na temat cynicznej obietnicy Radovana Karadzicia, ze kazdy mieszkaniec Sarajewa (wedlug Reissmuellera albo +Chorwat+ albo +Muzulmanin+) bedzie mial pelny talerz na swieta jesli tylko opusci oblegane miasto. Krytyka bylaby sluszna, gdyby nie tytul nadajacy tekstowi zupelnie inny wydzwiek: Menschlichkeit auf serbisch [+Czlowieczenstwo po serbsku+] (patrz: Die bosnische Tragoedie, s. 139) Czy zdaniem J. G. Reissmuellera na podstawie deklaracji dr. R. Karadzicia mozna wypowiadac sie na temat pojecia czlowieczenstwa funkcjonujacego w kulturze serbskiej? Czy Reissmueller zgodzilby sie na to, by rozumienie czlowieczenstwa w Niemczech wysnuwac z wypowiedzi dr. Josepha Goebbelsa?W tym miejscu nalezy wszakze dodac, ze nie wszyscy dziennikarze piszacy dla +Frankfurter Allgemeine Zeitung+ na temat sytuacji w bylej Jugoslawii reprezentuja te sama pozycje co J. G. Reissmueller. Szczegolnie nalezy tu wspomniec o budapesztanskim korespondencie Mathiasie Ruebie, ktorego artykuly maja daleko bardziej wywazony charakter. Poza tym od czasu kiedy trwaja protesty studentow oraz opozycji na ulicach kilkunastu najwiekszych miast Serbii takze ton komentarzy w F.A.Z. ulegl znacznej zmianie.
10. Patrz jego teksty publikowane regularnie w pierwszej polowie lat dziewiecdziesiatych w tygodniku +Duga+.
11. Klaus Bittermann: Serbien muss sterbien. Wahrheit und Luege im jugoslawischen Buergerkrieg [Serbia musi zginac. Prawda i klamstwo w jugoslowianskiej wojnie domowej]. Berlin Verlag Klaus Bittermann, 1994.
12. Nenad Stefanov: Die ungeheuerlichste Medienfalle in der Geschichte der audiovisuellen Nachrichtenmittel. Neuste Wahrheiten und Luegen ueber den Krieg in Bosnien [+Najbardziej niesamowita pulapka medialna w historii audiowizualnych srodkow informacji.+ Najnowsze prawdy i klamstwa o wojnie w Bosni.]. W: +Kommune+ 1994 nr 8 s. 63.
13. Szczegolnie glosne byly przestepstwa popelniane przez czlonkow jednostek paramilitarnych broniacych Sarajewa, dowodzonych przez znanych przedwojennych kryminalistow takich jak wspomniany juz +Juka+, +Caco+ czy +Celo+. Na ten temat miedzy innymi pisal na lamach +Gazety Wyborczej+ Dawid Warszawski.
14. Por. Nebojša Popov: Kriegerischer Frieden [Wojowniczy pokoj]. W: Bosnien und Europa. Die Ethnisierung der Gesellschaft [Bosnia i Europa. Etniczna polaryzacja spoleczenstwa]. Red. Nenad Stefanov i Michael Werz. Frankfurt: Fischer Taschenbuch Verlag, 1994.
15. Nie inaczej rzecz ma sie z nacjonalistami chorwackimi, ktorzy wlacznie z historykiem Franjo Tudmanem twierdza +dla odmiany+, ze Muzulmanie to +zislamizowani Chorwaci+.
16. Obecnie Biljana Plavic sprawuje funkcje prezydenta Republiki Serbskiej - jednej z dwoch jednostek administracyjnych Bosni-Hercegowiny. Funkcje te przejela po Radovanie Karadziciu.
17. Por. Wywiad z Biljana Plavic dla tygodnika +Svet+ z 6.09.93. Cytat za Ivanem Coloviciem: Rassismus in elf Bildern [Rasizm w jedenastu obrazach]. W: +Perspektiven Internationale StudentInnnenzeitung+,Frankfurt/M., Nr 18.
18. Ksiazeczka w tlumaczeniu Marii Ksiezak ukazala sie nakladem Niezaleznej Oficyny Wydawniczej NOWA pod tytulem Serbski dramat.
19. Oficjalnie przestala ona istniec wiosna 1994 roku, kiedy w Waszyngtonie podpisano porozumienie o utworzeniu tzw. federacji chorwacko-muzulmanskiej.
20. Patrz wywiad w +Die Zeit+.
21. +...cala Serbia przepelniona jest bolem. Bol pochodzi od Niemcow i Niemcy musza sobie wbic to do glowy+ - stwierdza Handke, zas Dzevad Karahasan nader trafnie pyta w swej replice: +Czy dzieciom z malzenstw niemiecko-francuskich trzeba ten bol 'wbijac do glowy' tylko do polowy?+ Patrz: Dzevad Karahasan, Buerger Handke, Serbenvolk, [+Obywatel Handke, narod Serbow+] w: +Die Zeit+.
22. Detlev Claussen, Grenzen der Aufklaerung. Die gesellschaftliche Genese des modernen Antiseitismus [Granice oswiecenia. Spoleczna geneza nowoczesnego antysemityzmu], Fischer- Verlag, Frankfurt/M. 1994, s. 9.



Premiera na Swiebodzkim

W czwartek zobaczymy przedpremierowy spektakl +Leworecznej kobiety+ Petera Handkego w rez. Moniki Pecikiewicz w Teatrze na Swiebodzkim.

Wlasciwa premiera spektaklu - w sobote.

Na +Leworecznej kobiecie+ nie skoncza sie spotkania teatralne z dramaturgia Petera Handkego. Na 7 lutego planowane jest trzecie juz +Czytanie+ z cyklu w Teatrze Polskim. Tym razem czytana bedzie nieznana w Polsce sztuka +Konno przez Jezioro Bodenskie+.

Dla naszych cztelnikow mamy dwa bilety na

dzisiejszy spektakl o godz. 19. Dla tych, ktorzy wola lzejszy repertuar, mamy bilety na +Mayday+ w Teatrze Kameralnym o godz. 19. Wystarczy zadzwonic o godz. 12 pod numer 37 17 505.

mis
Gazeta Dolnoslaska
01.02.2001



VON DEN RAENDERN HER - PETER HANDKE-SYMPOSIUM


Robert Musil Institut feur Literaturforschung/Kaerntner Literaturarchiv


Kurzfassung
Donnerstag , 7. November
09.30 Klaus Amann Begreussung
Rektor Prof. Dr. W. Meuller Eroeffnung
10.00 Karl Wagner (Wien) =Von den Raendern her=. Eine Einfeuhrung
11.00 Evgen Bavcar (Paris) Durch das Wort zum Bild
Vortrag und Fotoausstellung

14.30 Wendelin Schmidt-Dengler (Wien) LABORAVERIMUS. Vergil, Handke und der Landbau
15.15 Herwig Gottwald (Salzburg) Von Namen, Augenblicksgoettern und Wiederholungen. Handkes Umgang mit dem Mythischen
16.00 Rolf G. Renner (Freiburg i. Br.) Der Kinogeher. Handke und der Film
19.30 Peter Hamm (Tutzing) Der schwermeutige Spieler (Dokumentarfilm)

Freitag, 8. November
9.30 Werner Michler (Wien) Alte Formen / neue Geschichten: Epik und Epos
10.15 Herbert Gamper (Kreuzlingen) Um diese Speise feuhrt kein Weg herum.= Zu Handkes quasisakraler Poetik
11.00 Annegret Pelz (Hamburg) Handkes Tischszenen. Auf der Beuhne und im Text

14.30 Georg Pichler (Madrid) Inszenierung fremder Landschaften. Handkes spanische Reisen
15.15 Eustaquio Barjau (Madrid) Peter Handke: Der Weg zur Nacht der Liebe. Die mystische Nacht des Johannes vom Kreuz als die inspirierende letzte Liebesgeschichte Handkes

Samstag, 9. November
9.30 Norbert Christian Wolf (Berlin) =Der 'Meister des sachlichen Sagens' und sein Scheuler. Zu Handkes erzaehlerischer Auseinandersetzung mit Goethe=.
10.15 Juliane Vogel (Wien) Mobile. Peter Handkes =Mein Jahr in der Niemandsbucht= und Goethes =Wilhelm Meisters Wanderjahre.=
11.00 Christoph Bartmann (Kopenhagen) Die Mitteilung der Scheu. Peter Handke auf Bildern

14.30 Fabjan Hafner (Klagenfurt) =Es ist die Muttersprache. Aber die Mutter ist tot=. Das Slowenische im Werk Peter Handkes
15.15 Arno Dusini (Wien) Noch einmal feur Handke. Vom Krieg, von den Worten, vom Efeu
16.00 Hans Hoeller (Salzburg) Die Vorgeschichte des =Steuck(s) zum Film vom Krieg=
20.30 - open end DJ Amina (Wien) Handke Selection: Musikalischer Vortrag mit Tontraegern

Ort
Musilhaus, 1. Stock, Bahnhofstrasse 50

Zeit
vom 07.11.2002 bis 09.11.2002 um

Kontaktperson
Fabjan Hafner





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Peter Handke

Ecrivain de langue allemande, de reputation internationale
Ne 1942 a Griffen dans une famille de petits paysans autrichiens. Sa mere est d'origine slovene. Il n'a pas de pere connu. Sa mere se marie. C'est son beau-pere (un alcoolique qu'il deteste) qui lui donne un nom et quatre freres et surs. Son enfance est marquee par la guerre.

Il commence a ecrire a l'age de 16 ans. Lorsque la maison d'edition Suhrkamp accepte son premier roman Les Freulons (1965), il interrompt ses etudes de droit qu'il etait sur le point de terminer et menera des lors une existance d'ecrivain independant.

En 1966, instantanement, il devient celebre par le succes de sa piece de theatre Outrage au public et par le scandale qu'il provoque en attaquant les principes esthetiques du Groupe 47, un cercle d'ecrivains et de critiques qui, jusque-la, dominait incontestablement la litterature de langue allemande d'apres-guerre.

= Le paradoxe de l'etonnant parcours de Handke au firmament litteraire reside en ceci que cet auteur a la celebrite internationale, qui avait fait en 1966 une entree provocante avec sa piece Outrage au public et le coup d'eclat de son discours agressif au congres du Groupe 47, alors la plus prestigieuse organisation d'ecrivains en Allemagne, ne semble plus aspirer aujourd'hui qu'a effacer sa reputation initiale en se gommant lui-meme de plus en plus dans ses textes, tout en n'ecrivant qu'au plus serre de son experience. Promptement accuse par ses adversaires, de ne chercher que sa propre publicite, Handke, tel un personnage des films de son ami Wim Wenders (dont il a ete plusieurs fois le scenariste, de Faux mouvement aux Ailes du desir), arpente a present les chemins de l'Europe ou se baigne dans ses fleuves, homme sans adresse, solitaire, a la recherche d'une verite essentielle, qui serait l'autre meme du langage dans l'immediatete de la sensation. = (extrait d'un article de Michel Contat, Le Monde, 9 decembre 1988)

Il multiplie les ecrits, romans, pieces de theatre, essais et obtient presque tous les grands prix litteraires autrichiens et allemands. Il signe des scenario de films pour le realisateur Wim Wenders, lequel adapte plusieurs des romans d'Handke. Il a vecu a Salzbourg, a Deusseldorf, a Berlin. En 1991, il s'installe a Chaville, pres de Paris.

= C'est en des termes polemiques que l'ecrivain autrichien Peter Handke, d'origine slovene par sa mere, exprimait lui aussi son point de vue sur Mitteleuropa : =L'Europe centrale : c'est une notion qui n'a pour moi qu'un sens meteorologique. J'y ai bien pense pendant mes longues promenades dans les Alpes juliennes. Lorsque j'etais dans le sud des Alpes et que je regardais les nuages qui couronnaient les sommets, je songeai a l'Europe centrale comme a un pays sis de l'autre cote
 tombait la pluie et o sevissait le brouillard. Je me disais : tu vois, toi tu es du nord, et dans le karst le vent souffle, le soleil brille, il y a des pins et des figuiers... L'Europe centrale - terme que je n'emploierais jamais avec une connotation ideologique - c'est une chose qui est liee a des phenomenes de climat.= Handke reglait ainsi ses comptes, a sa maniere, avec tout ce qui l'avait contraint de quitter l'Autriche et d'emigrer a Paris. =Predrag Matvejevitch l'article complet

La crise yougoslave lui font redecouvrir ses racines slaves. En 1991, il prend position contre l'independance de la Slovenie dont il est originaire. En 1996, il prend l'opinion publique occidentale a rebrousse-poils en soutenant sans reserve pour le peuple serbe. Il quitte l'Eglise catholique pour protester contre la position du Vatican dans le conflit.

=Peter Handke, pro-serbe convaincu, accuse l'OTAN de perpetrer un =nouvel Auschwitz= en Yougoslavie. =L'OTAN est desormais parvenue a un nouvel Auschwitz=, a-t-il declare dans une interview au quotidien allemand Sueddeutsche Zeitung. =A l'epoque, il s'agissait de robinets de gaz et d'executions d'une balle dans la nuque, aujourd'hui, ce sont des computer-killer a 5000 metres d'altitude=, poursuit-il. La morale, a encore declare l'ecrivain et dramaturge, est =devenue dans cette guerre un autre mot pour designer l'arbitraire=. Peter Handke revendique haut et fort son enr

lement dans la cause serbe. =Etre pro-serbe represente pour moi une distinction honorifique=, declare l'ecrivain=(La Republique des lettres, 1999)

Parmi ses oevres

ilos Sobaic (La Difference, 2001) : Un essais sur le peintre yougoslave.

Par une nuit obscure je sortis de ma maison tranquille (Gallimard, 2000) Le pharmacien de Taxham, faubourg de Salzbourg, raconte a l'ecrivain-narrateur l'etrange voyage qui l'a mene a l'improviste, a l'aventure, des mois durant, depuis l'Autriche jusqu'en Andalousie. Parti solitaire et muet, il en est revenu eveille et serein, apres un parcours apparemment arbitraire qui fut en somme initiatique. Jamais le grand ecrivain autrichien n'a sans doute mieux allie le romanesque a la poesie. A propos du livre

Bienvenue au conseil d'administration (Gallimard, 1998) Des textes parodiques (ecrits dans differents styles, juridique, Far-West, a la Kafka ayant tous pour sujet la mort violente.

Preparatifs d'immortalite (L'Arche, 1998)

Mon annee dans la baie de Personne (Gallimard, 1997) Voyage interieur, somme de souvenirs et d'experiences du present, tentative de decrire le banal et le quotidien.

L'Heure ou nous ne savions rien l'un de l'autre (L'Arche, 1997) : Piece de theatre : Le =ersonnage  =rincipal de cette piece est une place publique. Une place comme celle qui se trouve devant le Centre Commercial du Mail sur le plateau de Velizy, a laquelle Handke a dedie ce texte. Mais cela pourrait tre n'importe quelle place, et par consequent les individus qui la traversent sont des plus divers.

Les gens deraisonnables sont en voie de disparition (L'Arche 1997) : Piece de theatre dans laquelle le personnage principal prend tout a coup conscience qu'il joue quelque chose qui n'existe pas et que ='est a la difference. C'est a le desespoir .

Outrage au public et autres pieces parlees (L'Arche, 1997)

Encore une fois pour Thucydide (Bourgois, 1996) Impressions de voyage, scenes de la vie quotidienne : en Yougoslavie, au Japon, en France.

Un voyage hivernal vers le Danube, la Save, la Morava et la Drina (Gallimard, 1996)

L'Absence (Gallimard, 1993) Quatre personnages anonymes, une femme, un soldat, le joueur et le vieil homme, reunis par l'aventure de l'espace quotidien le decouvrent au fur et a mesure qu'il s'etend devant eux : le plus proche devient un paysage lointain, un terrain vague devient l'immensite, une etendue denudee le desert.

Essais sur la journee reussie (Gallimard, 1993) : Une journee peut tre vaste comme le monde, longue comme le temps mme, elle se dispose alors, a son rythme, selon sa propre =ligne de beaute et de grace   Mais la reussir c'est reinventer toute la poesie du monde et faire que l'histoire n'ait pas ete, comme au premier jour. Cette journee reussie toujours en suspens, on ne cesse de la voir en filigrane a travers toutes les autres.

Voyage au pays sonore, ou, L'art de la question (Gallimard, 1993)

Le vent et la mer (Bourgois, 1992) Recueil de pieces radiophoniques (des feuilletons) ecrites par l'auteur pour la radio allemande entre 1968 et 1970.

Espaces intermediaires (Bourgois, 1992) Entretiens en avril 1986, entre Peter Handke et un critique suisse, Herbert Gamper.

J'habite une tour d'ivoire (Bourgois, 1992) Recueil de textes et d'articles (reflexions, critiques, satires, pamphlets, etc.) publies entre 1965 et 1971. Essai sur la fatigue (Gallimard, 1991) Analyse de diverses formes de fatigue en relation avec l'insomnie, le couple, les amis et l'Autriche natale mal denazifiee de l'auteur. S'il est une fatigue qui creuse les res, s'il est aussi une  mauvaise  fatigue oisive, celle des tueurs survivant de l'extermination, il en est une tout autre forme aussi qui tout au contraire les fait clairvoyants.

Gaspard (L'Arche, 1990)

Le recommencement (Gallimard, 1989)

La chevauchee sur le lac de Constance (L'Arche, 1989) : Piece en un acte pour cinq femmes et trois hommes. Un moment du quotidien o des personnages, reunis dans une maison, parlent de tout et de rien.

Apres-midi d'un ecrivain (Gallimard, 1988)

L'histoire du crayon (Gallimard, 1987) : Notes ecrites entre 1976 et 1980, dans lesquelles vie quotidienne et creation litteraire se confondent.

Poeme a la duree (Gallimard, 1987)

Le chinois de la douleur (Gallimard, 1986)

La lecon
 de la Sainte-Victoire (Gallimard, 1985) : Seconde tranche d'une tetralogie entre Lent retour et Histoire d'enfant. Une reflexion a partir des toiles de Cezanne et de la montagne qu'elles representent, constituant un petit traite sur l'ecriture, la philosophie, la peinture.

Le pupille veut re tuteur (L'Arche, 1985)

Histoire d'enfant (Gallimard, 1983 - 2001) : roman.

Langoisse du gardien de but au moment du penalty (Gallimard, 1982), roman.

Lent retour (Gallimard, 1982) : Premier volet d'une tetralogie. Le heros =consentant et desempare =t un geologue qui se rend en Alaska, puis retourne en Europe via San Francisco et New York.

Le Poids du monde (Gallimard, 1980).

La Femme gauchere (Gallimard, 1978 - 1980) :  Sans raison  sous le coup d'une illumination qu'elle n'expliquera pas, la femme de ce recit demande a son mari de s'en aller, de la laisser seule avec son fils de huit ans. La voici, desormais, libre  , bien que le mot, trop grand, trop precis, ne soit pas prononce, ni pense peut- re. Avec la simplicite deroutante que nous lui connaissons, Peter Handke impose puissamment a l'enchaement des faits et gestes insignifiants de la vie quotidienne une dimension universelle et tragique.

L'heure de la sensation vraie (Gallimard, 1977) : Une errance parisienne, une peregrination-inventaire.

Le non-sens et le bonheur (Bourgois, 1975) Tentative poetique de  retrouver le langage des sentiments quotidiens 
Faux-Mouvement (Bourgois) : Script d'un film realise en 1974 par Wim Wenders : le voyage que Wilhelm Meister - il ne porte pas par hasard, le nom du personnage de Goethe - entreprend a travers l'Allemagne. Du Nord au Sud. Il voudrait devenir ecrivain.

Le colporteur (Gallimard, 1969) : Une sorte de roman policier dans le style du  nouveau roman 

Les frelons (Gallimard, 1983) : Une chronique campagnarde. Die Hornissen (titre original).

Sur la Toile

Les pieces de theatre d'Handke publie chez l'Arche.

Peter Handke, fauteur de troubles (Lionel Richard, Le Monde Diplomatique, mai 1996)



Histoire denfant
Angoisse du gardien de but avant le penalty (L')
Femme gauchere (La)
Recommencement (Le)
J'habite une tour d'ivoire
Voyage hivernal vers le Danube, la Save, la Morava et la Drina




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Symposium

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2Inhaltsverzeichnis1. Biographie von Peter Handke 2. Die wichtigsten Werke von Peter Handke 3. Die Angst des Tormanns beim Elfmeter 3.1 Inhalt 3.2 Interpretation 4. Handkes Anknuepfung an die Wittgensteins Theorie vom Sprachspiel 5. Handkes Verwendung der Postmoderne 6. Handke als Vertreter der Neuen Subjektivitaet= 7. Aktuelles ueber Peter Handke 8. Informationen ueber den Georg Buechner-Preis 9. Informationen zur Gruppe 47 10. Weitere Werke Handkes
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31. Biographie von Peter Handke: Peter Handke zaehlt zu den eigenwilligsten, erfolgreichsten deutschsprachigen Autoren der Nachkriegszeit. Er wurde am 6.12.1942 in Griffen (Kaernten) geboren. Sein Grossvater war Bauer und Zimmermann, slowenischer Abstammung. Seine Mutter arbeitete vor ihrer Ehe als Abwaschhilfe, Stubenmaedchen und Koechin. Sein leiblicher Vater war ein deutscher Parteigenosse, verheiratet und welcher im Zivilberuf Sparkassenangestellter. Peter Handke lernte ihn zum ersten Mal zur Zeit seiner Matura kennen. Seine Mutter heiratete, bevor das Kind zur Welt kam, einen Unteroffizier der Deutschen Wehrmacht, den Berliner Strassenbahnfahrer Bruno Handke, welcher die Mutter schon lange verehrt hatte. Von 1944 bis 1948 lebten Mutter und Sohn nach dem Kriegsende zusammen mit dem Stiefvater im Osten Berlins. 1948 zog die Familie in das Geburtshaus der Mutter in Griffen. Dort arbeitete der Stiefvater in der Werkstatt der Schwiegereltern. Die zunehmende Trunksucht seines Stiefvaters und die regionale und soziale Beschraenktheit, also die taegliche Erfahrung von Abhaengigkeit und abstumpfenden Wiederholungszwaengen, duerften den Hintergrund fuer Handkes spaetere Ablehnung von allen erdrueckenden Systemen von Geboten und Gewohnheiten bilden. Nach Absolvierung der Dorfschule in Griffen besuchte Handke das Knabeninternat des katholisch-humanistischen Gymnasiums Tanzenberg. Dort schrieb er die ersten literarischen Texte fuer die Internatszeitschrift Fackel=. 1959 wechselte er die Schule, da diese eher auf die Heranziehung von Priesternachwuchs ausgerichtet war, und bestand 1961 sein Abitur in Klagenfurt. In der Zeit von 1961-1965 studierte Handke Jura in Graz. Waehrend dieser Zeit fand Handke den Anschluss an die Schriftstellergruppe um das Forum Stadtpark= und uebernahm Publikationen in der Zeitschrift manuskripte=. Im Jahr 1966 publizierte das Verlagshaus Suhrkamp seinen ersten Roman Die Hornissen=. Daraufhin brach Handke das Studium ab und arbeitete seit dem als freiberuflicher Schriftsteller. Bekannt wurde Peter Handke durch die Behauptung der Beschreibungsimpotenz= der inzwischen zur Kritikervereinigung gewordenen Gruppe 47 auf deren Tagung in Princeton. Dieses Urteil hatte wahrscheinlich auch Schuld daran an der Aufloesung der Gruppe. Im Jahr 1966 heiratete Peter Lipgart Schwarz, eine Schauspielerin, mit der er 1969 eine Tochter mit dem Namen Amina bekam. 1971 beging seine 51-jaehrige Mutter Maria Selbstmord. Vor ihrem Selbstmord verfasste sie aber noch einen Brief an Peter, welcher aussagte, dass es unvorstellbar zu leben sei. Durch dieses dramatisches Ereignis entstand 1971 sein Werk Wunschloses Unglueck=, eine Art Biographie ueber das tragische Leben seiner Mutter. 1972 liess er sich von Lipgart scheiden und erzog seine Tochter alleine. Dadurch entstand im Jahr 1981 das Buch Kindergeschichte=, in dem er seine Probleme als Alleinerzieher beschreibt.
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4Wichtige Reisen fuehrten Peter frueh nach Jugoslawien, Rumaenien und in die USA. Die Erfahrungen seines laengeren Aufenthaltes in Amerika spiegelt der Reiseroman Der kurze Brief zum langen Abschied= von 1972 wider. Mehrfach wechselte Handke seine Wohnsitze: Graz, Duesseldorf, Berlin, Paris, Koeln, Frankfurt/M., Kronberg im Taunus, 1978/79 die USA. Im Herbst 1979 uebersiedelte Handke nach Salzburg, damit seine Tochter ein deutschsprachiges Gymnasium besuchen konnte. Ende der achtziger Jahre machte Handke ausgedehnte Reisen und Wanderungen in Europa, Alaska und Japan. Seit 1991 lebt der Schriftsteller in Chaville bei Paris, wo ihm die Schauspielerin Sophie Semin 1992 seine zweite Tochter, mit dem Namen Leocadie, gebar. Im Jahre 1973 wurde Handke mit dem Georg-Buechner-Preis= ausgezeichnet, 1979 erhielt er den Franz-Kafka-Preis=. Den letzten Preis, den serbischen Literaturpreis ( Goldschluessel von Smederevo= erhielt er 1998. Man kann sagen, dass Peter Handke nun seit dreissig Jahren seine Leser immer wieder ueberrascht, dies kann durch seine Romane, Erzaehlungen und Theaterstuecke sein. Allein schon deren Titel sind schon zur Alltagssprache geworden. Um nur einige zu nennen: Die Angst des Tormanns beim Elfmeter, Der kurze Brief zum langen Abschied, Als das Wuenschen noch geholfen hat, Mein Jahr in der Niemandsbucht. Eines seiner zentralen Themen ist der Zustand der Welt mittels der Sprache. Steht sein Fruehwerk noch deutlich unter einem sprachskeptischen Aspekt, welche sich bemueht den Unterschied zwischen Zeichensystemen und aussersprachlicher Wirklichkeit zu zeigen (Die Angst des Tormanns beim Elfmeter, 1972), so wandelt sich dieser Gedanke im Verlauf der siebziger Jahre zum Glauben an das grosse Wort= der Literatur (Mein Jahr in der Niemandsbucht, 1994). Fuer jeden seiner Romane gilt, wovon er erzaehlt, wie er erzaehlt, so war es bisher noch nicht zu lesen gewesen. Durch den engen Kontakt von Handke zum Forum Stadtpark= ist es ihm in erster Linie zuzuschreiben, dass Graz Anfang der 70er Jahre den Beinamen heimliche Literaturhauptstadt= erhielt. Seinen ersten grossen Erfolg konnte Handke mit einer absoluten Provokation verbuchen, der legendaeren Publikumsbeschimpfung= (1966): Stillhalten, innehalten, losgehen, wieder verharren- dieses Ineinander von Bewegungen, Bewusstseinsbewegungen, das beharrliche Befassen mit scheinbaren Nebensaechlichkeiten, kleinen Dingen, all dies sind Kennzeichen fuer Handkes erzaehlerische Grundhaltung. 2. Die wichtigsten Werke von Peter Handke: Zu Handkes wichtigsten bzw. bedeutenderen Schriften zaehlen: 2.1 Erzaehlungen: - Die Hornissen (1966)
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5- Wunschloses Unglueck (1972) - Die Angst des Tormanns beim Elfmeter (1970) - Die Stunde der wahren Empfindung (1975) - Kindergeschichte (1981) - Der Chinese des Schmerzes (1983) - Mein Jahr in der Niemandsbucht (1994) 2.2 Hoerspiele: - Wind und Meer (1970) 2.3 dramatische Gedichte: - Das Spiel vom Fragen oder Die Reise zum senoren Land - UEber die Doerfer (1981) 2.4 Stuecke: - Publikumsbeschimpfung (1966) - Das Muendel will Vormund sein (1969) - Die Unvernuenftigen sterben aus (1973) 3. Die Angst des Tormanns beim Elfmeter: 3.1 Inhalt: Als der Monteur Josef Bloch, der frueher ein bekannter Tormann gewesen war, zur Arbeit kam wurde ihm mitgeteilt, dass er entlassen sei. Daraufhin verlaesst er den Arbeitsplatz und bezieht fuer einige Tage ein Hotelzimmer im 2. Bezirk. Waehrend dieser Zeit geht er ziellos von einem Ort zum andern. Er ist oefters am Naschmarkt oder im Kino. Er lernt die Kassiererin eines Kinos kennen. Ein paar Tage spaeter begleitet Bloch sie zu ihrer Wohnung, wo er sie am naechsten Morgen erwuergt. Bloch verlaesst die Stadt und faehrt mit dem Bus aufs Land. Er besucht eine ehemalige Freundin, die nahe der Grenze eine Gaststaette gepachtet hat. Es ist ein kleiner Ort, wo Bloch sich aufhaelt. Er kommt mit den Leuten ins Gespraech fragt sie Dinge ueber den Ort, ob sie hier leben, welcher Arbeit sie nachgehen und vieles mehr. Bloch macht viele Spaziergaenge, sieht sich die Landschaft und die Haeuser an und beobachtet die Menschen. Eines Tages liesst er in der Zeitung einen Artikel ueber die Kassiererin, die er ermordet hat. Neben dem Artikel ist ein Phantombild des Taeters abgebildet. Bloch beunruhigt das nicht, er verlaesst den Gasthof und geht zum Fussballplatz, wo gerade ein Spiel stattfindet.
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6Er stellt sich hinter das Tor und beginnt mit einem anderen Mann, der ebenfalls dort steht ein Gespraech ueber die wichtige Funktion des Tormanns in einem Spiel. Waehrend des Spiels kommt es zu einem Elfmeter. Bloch erzaehlt seinem Stehnachbar ueber die Beziehung zwischen Tormann und Schuetzen, ob der eine weiss, wie der andere reagiert und darueber auf welche Seite sich der Tormann werfen wird, wenn der Ball kommt. Alle warten auf den Elfer. Der Spieler laeuft an. Der Tormann bleibt vollkommen regungslos stehen und der Elfmeterschuetze schiesst ihm den Ball genau in die Haende. 3.2 Interpretation: Handke erzaehlt nicht die Geschichte des Moerders Bloch, sondern die Entfremdung des Menschen Bloch von der Gesellschaft. Seit seiner Entlassung fuehlt Bloch sich losgeloest und fremd. Er ist wie Treibgut, dass von der Stroemung erfasst, hin und her getrieben wird. Er verliert sich in Gedanken ueber Geschehnisse, Dinge, Woerter und deren Bedeutung. Die Unruhe, die Bloch befaellt laesst ihn nie lange an einem Ort verweilen, selbst nach seiner Flucht in das kleine Dorf aendert sich nichts an dieser Unbestaendigkeit. Bloch wird zum Beobachter, er beobachtet seine Umgebung und die Menschen, dieihm begegnen. Er versucht hinter allem eine Bedeutung zu sehen, zB warum die Leute so reagieren, wie sie reagieren und was sie damit bezwecken. Bloch versucht den Sinn bzw. die Berechtigung einer Sache zu finden. Die Symbolik tritt fuer Bloch im Verlauf der Geschichte immer mehr in den Vordergrund. Er sieht das Ding nicht als das an was es ist, sondern als das was es bedeutet und ob sich diese Bedeutung auf seine Person bezieht. Dadurch werden bis jetzt verstaendliche Handlungen unverstaendlich, sinnlos. Auch in diesem Buch ist Wittgensteins Theorie vom Sprachspiel zu erkennen. Handke gibt sich nicht zufrieden damit eine Reihe von Geschehnissen zu einer Geschichte zusammenzustueckeln. Er schickt Bloch auf eine Suche nach Sinn und Zusammenhang von Geschehnissen. Handke laesst gewoehnliche HandIungen absurd oder irreal erscheinen. Handke jongliert in seiner Geschichte mit Woertern, Satzstellungen und Entsprechungen. Kurzzeitig benutzt er auch Bilder statt Woerter um die fuer Bloch so beherrschende Symbolik darzustellen.
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74. Handkes Anknuepfung an die Wittgensteins Theorie vom Sprachspiel: Erklaerung laut Philosophische Untersuchungen= § 23: Wie viele Arten der Saetze gibt es aber? Etwa Behauptung, Frage und Befehl? ­ Es gibt unzaehlige solcher Arten: unzaehlige verschiedene Arten der Verwendung alles dessen, was wir Zeichnen=, Worte=, Saetze= nennen. Und diese Mannigfaltigkeit ist nichts Festes, ein fuer allemal Gegebenes; sondern neue Typen der Sprache, neue Sprachspiele, wie wir sagen koennen, entstehen und andre veralten und werden vergessen. (Ein ungefaehres Bild davon koennen uns die Wandlungen der Mathematik geben.) Das Wort Sprachspiel= soll hier hervorheben, dass das Sprechen der Sprache ein Teil ist einer Taetigkeit oder einer Lebensform. Fuehre dir die Mannigfaltigkeit der Sprachspiele an diesen Beispielen, und anderen, vor Augen: Befehlen, und nach Befehlen handeln- Beschreiben eines Gegenstandes nach dem Ansehen, oder nach Messungen- Herstellen eines Gegenstandes nach einer Beschreibung (Zeichnung)- Berichten eines Hergangs- UEber den Hergang Vermutungen anstellen- Eine Hypothese aufstellen und pruefen- Darstellen der Ergebnisse eines Experimentes durch Tabellen und Diagramme- Eine Geschichte erfinden; und lesen- Theater spielen- Reigen singen- Raetsel raten- Einen Witz machen; erzaehlen- Ein angewandtes Rechenexempel loesen- Aus einer Sprache in die andere uebersetzen- Bitten, Danken, Fluchen, Gruessen, Beten. Erkenntnis: Zum Sprachspiel= gehoert also nicht nur die Sprache, sondern auch die Taetigkeit oder das Verhalten, welches waehrend des Sprechens ablaeuft, z.B. beim Beten. So kann Wittgenstein sagen: Eine Sprache vorstellen heisst, sich eine Lebensform vorstellen=. 5. Handkes Verwendung der Postmoderne=:
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8Peter Handke zaehlt zu den wenigen Dramatikern, welche sich nicht dem Neorealismus verschrieben haben. Unter Neorealismus versteht man eine Stroemung der italienischen Literatur (sowie italienischen Films) der vierziger Jahre. Der Neorealismus der Literatur stellte die schonungslose Schilderung der politischen und sozialen Lage im Italien der Kriegs- und Nachkriegszeit ins Zentrum des Interesses. Peter Handkes dramatisches Gedicht UEber die Doerfer=, welches 1982 bei den Salzburger Festspielen Uraufgefuehrt wurde, ist kein Drama im ueblichen Sinn. Es ist eher ein Weihespiel mit klassischen Zuegen. UEber die Doerfer= und die dramatische Dichtung Das Spiel vom Fragen oder Die Reise zum senoren Land= werden als postmoderne= bezeichnet. Dieser Begriff Postmoderne= stammt aus Amerika und meint ein in Bezug zur Moderne gewandeltes Bewusstsein der Gesellschaft. Sie ist die Gegenbewegung zur Moderne der sechziger und siebziger Jahre unseres Jahrhunderts. Die Moderne war unter anderem durch eine neue Aufklaerung, Kritik, Rationalismus (philosophische Stroemung, welche die Vernunft als fuer den Erkenntnisprozess wesentlich hervorhebt) und das Streben nach gesellschaftlichen Veraenderungen gekennzeichnet. Die Postmoderne kehrt zum Antirationalismus, zum Mythos zurueck, betont die Wichtigkeit der Phantasie, der Sinne und das UEbersinnliche, das Denken in Metaphern und den Glauben. Sie verzichtet auf alte lyrische Formen, Pathos (leidenschaftliche Ergriffenheit) und Innerlichkeit, sie nennt reale Erlebnisse. Zur Problematik Realismus kontra Formalismus (arealistisch): Die weiterentwickelten Theorien Eugen Berthold Friedrich Brechts und Georg Lukacs (Verfremdung, Weiterentwicklung der Form) zeigen nur, dass man den Realismus im Sinne der aesthetischen Erfassung unbedingt weiter entwickeln muss. So meint auch Handke, dass er sich in jedem literarischem Werk neue Information, bzw. eine Veraenderung, Erweiterung seines Bewusstseins erwartet. Deswegen ist er auch ueberzeugt, dass er andere Menschen aendern kann - als Autor reichen ihm die bekannten Moeglichkeiten die Welt darzustellen nicht mehr. Aber er betont die Bedeutung der individuellen Abweichung und Veraenderung, was ihm den Vorwurf der deutschen Innerlichkeit= eingebracht hat. So verwischen sich schliesslich die Grenzen zwischen Formalismus und Realismus. 6. Peter Handke als Vertreter der Neuen Subjektivitaet=: Unter dem Begriff Neue Subjektivitaet= versteht man eine neue Richtung der deutschen Literatur in den siebziger Jahren, welche Probleme im Privatleben, persoenliche Traeume bzw. Phantasien und AEhnliches thematisieren . Sie bildete sich als Gegenbewegung zu einer politisch engagierten Literatur mit ihren systemkritischen und gesellschaftstheoretischen Implikationen, wie sie im Umfeld der Studentenrevolten 1968 entstanden war. Ziel der Neuen Subjektivitaet= war ein auf Innerlichkeit, Introspektion und Selbsterfahrung ausgerichteter Schreibprozess.
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97. Aktuelles ueber Peter Handke: Zuletzt wurde Peter Handke wieder aktuell durch den Krieg in Serbien. Mit der Schlagzeile : Handke - eine Erregung= wurde in der Zeitschrift Format ueber einen Schauspieler berichtet, welcher seine Rolle im neuen Handke-Stueck Die Fahrt im Einbaum= zuruecklegte. Der offizielle Grund sind private Gruende, aber es wird vermutet, dass der wahre Hintergrund politische Motive waeren. Die Akteure des explosiven Serbien- Dramas stehen derzeit unter permanenten Druck der Sekundaerliteratur=, welche zum Stueck, aber vor allem zum heftig umfehdeten Autor tagtaeglich in den Medien zwischen Rambouillet, Wien und Belgrad erscheint. Den Anfang machte Handke selbst mit dem fast schon sprichwoertlichen Satz: Mein Platz ist in Serbien, wenn die Nato-Verbrecher das Land bombardieren.= Peter Handke reiste selbst in das serbische Nato-Angriffsgebiet, um Wort zu halten und sich jenseits der CNN-Wahrheit zu informieren. In der Zwischenzeit probte seine Frau in Wien fuer die Urauffuehrung seines neuen Stueckes. Dieses Stueck handelt vom bosnischen Krieg. Handke beharrt auf seiner eigenen Wahrheit: dass im Bruderkrieg nicht eine Seite die Bestien und die andere die Opfer stellt; dass man dem vom ihm so geliebten Land Serbien somit Unrecht tue. Handke verurteilt das Bombardement als barbarischen, voelkerrechtswidrigen Akt. In einem Brief von Handke, einem sonst eher medienabstinenten Menschen, an die Medien stand, Zitat: Ich aber, der Schriftsteller Peter Handke, getaufter und, nach Moeglichkeit, praktizierender Katholik, erklaere dementsprechend meinen Austritt aus dieser momentanen katholischen Kirche. Gegen jedwede Ethikkommission: Es lebe das Recht.=Grund fuer diesen Brief waren namhafte Anhaenger der katholischen Kirche und das Schweigen des Papstes zum NATO-Bombardement. Weiters im Brief unter dem Titel, Zitat: =Andere Kleinigkeit: Das Preisgeld fuer den mir 1973 gegebenen Buechner-Preis gebe ich an die Deutsche Akademie zurueck (zum Glueck waren=s damals nur 10.000 DM): symbolisch=, so wie es laut den westlichen Medien das Zuschlagen der NATO im Herzen Belgrads ist, unvermeidlich=, wie, laut fast aller Welt, der Krieg der Welt= gegen Jugoslawien; um meine Glaubwuerdigkeit nicht zu verlieren=. Einem jeden seine Glaubwuerdigkeit.=Durch solche AEusserungen von Handke wurde er von der Presse stark kritisiert. Um ein Beispiel zu nennen: Peter Handke gibt 10.000 Mark Preisgeld zurueck, aber zinslos=, aber auch positive Reaktionen gab es auf Handkes Protest= wie zum Beispiel von Martin Walser, einem oesterreichischen Schriftsteller, welcher sich hinter Handke stellte.
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108. Informationen ueber den Georg Buechner-Preis: Dieser Literaturpreis wurde 1923 zur Erinnerung an Georg Buechner geschaffen. Urspruenglich wurde dieser Preis an Kuenstler hessischer Herkunft, oder dem hessischen Raum geistig verbunden waren, vergeben. Aber im Jahre 1951 wurde dieser in einen Literaturpreis umgewandelt. Geehrt werden deutschsprachige Autoren, welche sich mit ihren Arbeiten Verdienste um die deutsche Literatur erworben haben. 9. Informationen zur Gruppe 47: Man kann sagen, dass die Gruppe 47 eine Art lockerer Zusammenschluss linksgerichteter Schriftsteller bzw. Kritiker war. Die Gruppe 47 entstand aus einem Kreis, der sich urspruenglich um die Zeitschrift Der Ruf= (Untertitel: Unabhaengige Blaetter der jungen Generation) gebildet hatte (Anhaenger: Alfred Andersch und Walter Kolbenhoff). Als Der Ruf=, ein kritisches Organ zur politischen Bewusstseinsbildung, von der US-Militaerregierung verboten wurde, trafen sich die Mitarbeiter, um ihre ungedruckten Manuskripte vorzustellen. Dies war der Beginn der Gruppe 47, die ohne festes politisches oder aesthetisches Konzept antrat. Ihr Ziel war allein die Wiederbelebung einer jungen deutschen Literatur. Peter Handkes Beschimpfung, die der Gruppe 47 auf einer Auslandstagung in Princeton 1966 Beschreibungsimpotenz attestierte, leitete das Ende des Zusammenschlusses ein. 1967 kam es zur letzten offiziellen Tagung der Gruppe 47. Auch ein privates Treffen im Haus Hans Werner Richters 1972 und eine weitere Zusammenkunft in Saulgau im Jahr 1977 vermochte sie nicht neu zu beleben. Trotzdem resuemierte Richter positiv: Eine Aufgabe hat die Gruppe mit ihrer literarischen Schubkraft wirklich erfuellt, naemlich den nach dem Krieg stehen gebliebenen Waggon der deutschen Literatur wieder an den Zug der Weltliteratur zu koppeln.=

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1110. Weitere Werke Handkes: Werke (Auswahl): Prosa + Die Hornissen. Roman. Frankfurt/M.: Suhrkamp,1966. Handkes erstes erschiene Werk + Der Hausierer. Roman. Frankfurt/M.: Suhrkamp,1967. + Kaspar. Frankfurt/M.: Suhrkamp,1967. + Die Angst des Tormanns beim Elfmeter. Erzaehlung. Frankfurt/M.: Suhrkamp,1970. + Der kurze Brief zum langen Abschied. Erzaehlung. Frankfurt/M.: Suhrkamp,1972. + Ich bin ein Bewohner des Elfenbeinturms. Aufsaetze. Frankfurt/M.: Suhrkamp,1972. + Wunschloses Unglueck. Erzaehlung. Salzburg ,Wien:Residenz,1972.;der Mutter gewidmet + Die linkshaendige Frau. Erzaehlung. Frankfurt/M.: Suhrkamp,1976. + UEber die Doerfer. Dramatisches Gedicht. Frankfurt/M.: Suhrkamp,1981. + Das Spiel vom Fragen oder Die Reise zum sonoren Land. Frankfurt/M.: Suhrkamp,1989. + Versuch ueber die Jukebox. Erzaehlung. Frankfurt/M.: Suhrkamp,1990. + Versuch ueber den geglueckten Tag. Ein Wintertagtraum. Frankfurt/M.: Suhrkamp,1991. + Die Kunst des Fragens Frankfurt/M.: Suhrkamp,1994 + Mein Jahr in der Niemandsbucht. Ein Maerchen aus den neuen Zeiten Frankfurt/M.: Suhrkamp,1994. Stuecke: + Publikumsbeschimpfung. Regie: Claus Peymann. Frankfurt/M.: Theater am Turm,1966. + Das Muendel will Vormund sein. Regie: Claus Peymann. Frankfurt/M.: Theater am Turm,1969. + Die Stunde, da wir nichts voneinander wussten. Regie: Claus Peymann. Wien: Burgtheater,1992. + Zuruestungen fuer die Unsterblichkeit. Koenigsdrama. Regie: Claus Peymann. Wien: Burgtheater,1997.
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12Filme: + Die Angst des Tormanns beim Elfmeter. TV-Film. Drehbuch (nach der gleichnamigen Erzaehlung von Peter Handke): Peter Handke, Wim Wenders, Regie: Wim Wenders. ORF,WDR,1972. + Die linkshaendige Frau. Spielfilm, Drehbuch (nach seiner gleichnamigen Erzaehlung), Regie: Peter Handke, Deutschland, WDR,1977. UEbersetzungen: + Florjan Lipus: Der Zoegling Tjas. Roman. UEbersetzung. a. d. Slowenischen: Peter Handke, Helga Mracnikar. Salzburg, Wien:Residenz,1981 + William Shakespeare: Das Wintermaerchen. UEbersetzung. a. d. Englischen: Peter Handke. Frankfurt/M. Suhrkamp,1991.


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Langsame Heimkehr oder der Betrug der Dinge. Zu Affinitaeten zwischen Herta Mueller und Thomas Bernhard, Franz Innerhofer und Peter Handke


In my contribution I examine affinities of language, style and content between the texts of Herta Mueller and those of Thomas Bernhard, Franz Innerhofer and Peter Handke. Like Herta Mueller, all these writers challenge the myth of a cultural or national centre and explore various avenues of critique, focusing on the construction of culturally hermetic and complacent myths (Thomas Bernhard) or on the narratives of =silenced minorities= and peripheral topographies (Franz Innerhofer and Peter Handke). Questioning a primordial belonging attributed to either a region or a culture, their works unmask the cultural deceptions of identity that support notions of =homeland= (Heimat) and expose residual forms of fascism, which are of special importance in light of current revisionism and a resurgence of nationalism in the present day Europe.





1 Die Nestbeschmutzer

Herta Mueller hat in Gespraechen und Interviews oefters behauptet, Thomas Bernhard habe einen nachhaltigen Eindruck auf sie gemacht, habe sie beeinflusst. Auf die Frage von Annemarie Schuller, ob sie literarische Vorbilder haette, antwortete die rumaeniendeutsche Schriftstellerin bereits 1984, sie koenne sie zwar nicht so nennen, es gebe aber Autoren, deren Texte ihr sehr gut gefallen haetten, sie sei insbesondere =tagelang mit dem Roman Verstoerung im Kopf herumgegangen= (zit. nach Schuller 1984: 124f.). Die anderen Dichter der deutschsprachigen Nachkriegs-Moderne, die Herta Mueller in solchen Faellen erwaehnt hat, sind Franz Innerhofer (ebd.) und Peter Handke (Mueller 1997: 471; Kroeger-Groth 1995: 233f.) Bei aller gebotenen Skepsis im Umgang mit Aussagen von Autoren kann man diese wohl fuer bare Muenze nehmen. Interessant ist jedoch, dass die Literaturwissenschaft diese Beziehungen nicht beachtet – was wiederum in gewisser Weise auch nicht verwunderlich ist, denn die Parallelen zu Thomas Bernhard, Franz Innerhofer und Peter Handke sind bei Herta Mueller nicht so offensichtlich wie diejenigen zu Paul Celan.

Wie Herta Mueller zweifeln diese Autoren in gleichem Masse den Mythos eines kulturellen Zentrums an, indem sie verschiedene Wege der Kritik erkunden, und gelten deshalb alle als =Nestbeschmutzer=.1 Aus der Imagepflege, die man unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg auch in OEsterreich betrieb, hatte sich naemlich eine Diskrepanz zwischen dem Mythos OEsterreich, dem das europaeische Ausland sehr schnell verfiel, und der Skepsis und Kritik der Schriftsteller entwickelt, die eben diesen Mythos zu bekaempfen und zu entlarven versuchten. So stellen die drei oben erwaehnten Autoren eine natuerlich Zugehoerigkeit einer Region oder einer Kultur in Frage – wie in der Darstellung der sich verschiebenden Topographie und der hinausgezogenen Rueckkehr in Handkes Langsame Heimkehr (Handke 1979b) – und demaskieren dadurch die kulturellen Trugbilder der Identitaet, die den Begriff von Heimat unterstuetzen.

Kaum ein anderer Begriff der deutschen Sprache hat in seiner Vielschichtigkeit soviel Glorifikation und Entmystifikation, Ideologisierung und Entlarvung, Zuspruch und Ablehnung erfahren und so sehr die deutschsprachige Nachkriegskultur gepraegt.2 Es darf aber auch nicht vergessen werden, dass zumindest im Bewusstsein eines grossen Teils der oesterreichischen OEffentlichkeit, die die Problematik des =Anschlusses= lieber verdraengte oder ignorierte, der Heimatbegriff ein ungebrochener blieb, da im oesterreichischen Sprachraum die Vorbelastung durch eine nationalsozialistische =Blut-und-Boden-Literatur= scheinbar entfiel. Die Arbeit von Thomas Bernhard, Franz Innerhofer und Peter Handke fuehrte jene kritische Heimatdiskussion, die im Nachkriegsoesterreich nicht stattfand, und entlarvte auf diese Weise immer noch bestehende Formen des Faschismus.

Im Gegensatz zu den pessimistischen Prognosen von Koppensteiner (1982) hat sich jene Literatur, die die Heimat  wenn auch negativ  thematisiert, nicht ueberlebt: Die Literatur Herta Muellers, die durchaus Affinitaeten mit den Werken der obengennanten Autoren hat, zeigt, worin der kritische Beitrag dieser Schrifteller liegt. So sind nach Innerhofer weitere =Enthuellungen= ueber Landleben und Heimat vorstellbar3, die angesichts des gegenwaertigen Revisionismus und wiedererwachenden Nationalismus im heutigen Europa von besonderer Bedeutung sind. Bereits in ihrem Debuetband sind die knappen Texte Herta Muellers zutiefst gepraegt von der Realitaet des rumaeniendeutschen Dorflebens, seinen Normen, seiner Moral, seiner Borniertheit  und seiner Sprache. Das Schwaebische Bad (Mueller 1988: 13f.) heisst eine der Erzaehlungen, und auch Titel wie Der deutsche Scheitel und der deutsche Schnurrbart (ebd.: 129-131) oder eben Dorfchronik machen deutlich, dass die Autorin sich mit ihrer Umwelt und deren meist rigiden Anspruechen literarisch auseinandersetzt. Die Optik, die Herta Muellers Werk bestimmt, ist die des peripheren Blicks, der die Ubiquitaet und die wenig hinterfragte Selbstverstaendlichkeit der Rede von Heimat in der deutschsprachigen Kultur in ihren absurden Ausmassen erkennt. Als Angehoerige einer ethnischen Minderheit, die wegen politischer Verfolgung auswandern musste, bindet die Schriftstellerin die Frage von Jean Amery =Wieviel Heimat braucht der Mensch?= (Amery 1977) an eine reale Randfahrung, so dass man es hier nicht mit einem ausschliesslich metaphorischen, universalisierenden Diskurs zu tun hat.



2 Thomas Bernhard

In ihrer brillanten Dissertation hat Herta Haupt-Cucuiu gezeigt, dass Herta Mueller ihre Texte makrostrukturell mit den gleichen Mitteln wie Thomas Bernhard =komponiert= (1996: 145-153). Fuer Bernhards und Muellers Werke gilt das, was fuer gewoehnlich nur in versifizierten lyrischen Gattungen und Formen vermutet wird, denn fuer beide scheint die lyrische Prosa die einzige adaequate literarische Form zu sein. So lassen sich wider Erwarten stilistische Gemeinsamkeiten nachweisen: die vier rhetorischen Prinzipien der Wiederholung, der Variation, der Polaritaet und der Steigerung; die vielen auf Klangassoziationen oder Beruehrungsaehnlichkeiten basierenden Wortspiele; die Neologismen; die eindringliche Wiederholung von Woertern und inquit-Formeln.4 Dabei wird auch jede herkoemmliche, sichere Bedeutung aufgebrochen und in Zweifel gezogen, nicht zuletzt durch permanente subtile Verstoesse gegen die Regeln der Grammatik. Selbsterkenntnis ist schliesslich bei beiden Programm.





Die Affinitaeten5 zwischen Herta Mueller und Thomas Bernhard sind aber nicht immer so verdeckt und kompliziert wie Haupt-Cucuiu behauptet. Bei der Lektuere von Texten beider Autoren fallen dem Leser nicht nur Unterschiede auf. AEhnlich ist z.B. die Einstellung zu und der Umgang mit der Heimat. In der Literatur von Thomas Bernhard geht es nicht nur um verfeinerte Intellektuelle, um Geistesmenschen oder um das Denken. Die Abstraktionen des Schriftstellers haben einen realen Hintergrund, und zwar einen oesterreichischen, der sich nicht immer so leicht als =Chiffre fuer einen Endzustand= (Laemmle 1974: 47) ins Undeutliche, ins Fatalistische verlaengern laesst. Die verbosen Aggressionen gegen OEsterreich, oesterreichische Staedte und Landschaften lassen sich, ausgenommen in Ereignisse (1969a), in der gesamten Prosa Bernhards nachweisen. Der Roman Verstoerung (1967) liest sich nach Reich-Ranicki (1993: 17) =streckenweise wie ein Blut-und-Boden-Roman a rebours=; Wallmann (1967) hat denselben als =Gegenbild zum Blut-und-Boden-Mythos= beschrieben, waehrend Schonauer (1967: 326) dafuer den Ausdruck =Heimatliteratur mit negativem Vorzeichen= gepraegt hat. Zwar stellt die oesterreichische Heimat sicherlich nicht das Hauptmotiv des Bernhardschen Werks dar6. Dennoch nimmt das Thema =Heimat= als problematischer oeffentlicher Bereich bzw. als kulturell hermetischer und selbstgefaelliger Mythos einen eminenten Rang ein. Exemplarisch ist in diesem Sinne die Rede des Fuersten in Verstoerung: =Die Kulturen [...] stellen an uns unerfuellbare Ansprueche. Die aeltesten Kulturen die groessten. Aber zugrunde gehen wir an unsren eignen. Wie wir an unsren eignen Religionen zugrunde gehen und behaupten: an der Natur.= (203) Zentren dieses fuerstlich-fuerchterlichen Sprachzyklons sind die Traditionen, ihre prinzipielle metaphysiche Ziellosigkeit, der sinnlose Reichtum, der sich nicht mehr ueberliefern laesst  =ie in Ungenach (1968), wie in Watten (1969b)  die Leere des Zentrums, auf das die feudal-hierarchische Struktur zusammengezogen war. Es geht also um eine konzentrische Struktur, um auf einen Mittelpunkt hin sich verengende Kreise, wobei das Zentrum eine verlorengegangene mystische Totalitaet bedeutet.

Bei Herta Mueller laesst sich ein entsprechendes Kompositionsverfahren auffinden. Ihre Literatur ist naemlich eine Antwort auf ihr soziales Umfeld (im Konflikt mit den Traditions- und Wertvorstellungen sowohl der Minderheit als auch mit denjenigen des stalinistisch verfestigten Mehrheitsstaates) und auf die literarische Tradition (im Widerspruch zu der beschraenkten Heimatkunst der Mehrzahl der deutschsprachigen Autoren), in der sie allerdings steht, was sie immer wieder thematisiert, wenn auch opponierend. Die fiktive zentrale Verkoerperung der ungemuetlich starren und alles vereinnahmenden Dorftradition ist bei ihr =der deutsche Frosch= aus den Niederungen (1988: 94), eine Dekonstruktion des Volksmaerchenmotivs: =Der deutsche Frosch verwandelte alles in Eitelkeit und Verbote. Er wusste, dass Einzelne, wenn sie einzigartig sind, keine Gruppen bilden.= (1991: 21) Im Dorf muendet eine Enge in die andere, und wo die Weite anfangen koennte, hoert die Welt auf. Die Tradition ist fuer das Dorf Voraussetzung und Grundlage seiner Existenz, das grundlegende Muster, welches alle Ablaeufe regelt. Das Respektieren der Verbote wird zur Selbstverstaendlichkeit (ebd.: 24), das Verbot vor dem Spiegel insbesondere (ebd.: 22) drueckt die Angst vor der Moeglichkeit der Selbsterkenntnis aus, die die Gruppenidentitaet gefaehrden wuerde. Denn im Mittelpunkt hat das Kollektiv und nicht der Einzelne zu stehen. Jeder Versuch, dieses ungeschriebene Gesetz zu brechen, wird als Angriff gegen die Minderheit selbst gelten. Das Verbot steigert sich auch von der Ebene der Familie ueber jene des Dorfes bis hin zum obersten Mechanismus des Staates (ebd.: 54). Konzentrisch kreist die Literatur der Mueller um diese Mittelpunktsfixierung, die sich nicht erfuellen laesst.7 Ihr Werk naehert sich somit den Zentren des traditionellen deutschen Selbstverstaendnisses, ohne ihr Ziel zu erreichen. Sie entsteht nicht aus der Tradition deutscher Identitaet, sondern aus einer Differenz zu ihr  =ine Differenz, die durch die Ausrichtung des Schreibens an den Fixpunkten deutschen Daseins vermindert wird.


In aehnlich paradoxer Weise entfaltet Bernhard seine palimpsestartigen Motive: Die Hinterwelt entlegener Gebirgsdoerfer und Waldgueter als anachronistisch ausgewiesener Hintergrund der hierarchischen Ordnung, die Anstrengung auf die Totalitaet des Kreises und ein Ungenuegen am Weltentwurf (Weltmittelpunkt), der keinen Sinn mehr bietet. Dieser Komplex durchzieht das Werk von einer monomanen Energie, bestimmt den Inhalt, vor allem jedoch die Sprachgestik Bernhards. Sie findet ihre =Ursache= auch in dieser diffizilen Auseinandersetzung mit einer Heimat, die nicht nur =ein literarischer Ort= (Obermeyer 1981: 221) ist. Nicht zufaellig weist das erste Buch der Pentalogie eindringlich und eindeutig auf die Heimatstadt, die Stadt Salzburg, die im Mittelpunkt dieses Textes steht: =Meine Heimatstadt ist in Wirklichkeit eine Todeskrankheit, in welche ihre Bewohner hineingeboren und hineingezogen werden.= (Bernhard 1975: 11)

Die Tatsache, dass das Bundesland Salzburg die hoechste Selbstmordrate in Europa hat, wird in Die Ursache mit der praegnanten Formel des =durch und durch menschenfeindlichen, architektonisch-erzbischoeflich-stumpfsinnig-nationalistisch-katholischen Todesbodens= (ebd.) veranschaulicht. In dieser Stadt hat das Erzaehl-Ich das sogenannte =Nationalsozialistische Schuelerheim= erlebt, jenes Internat in der Schrannengasse, das nach Kriegsende, fast ueber Nacht, das =streng katholische Johanneum= (ebd.: 94) wurde: Ein =Praefekt hatte auf katholische Weise das Erbe des nationalsozialistischen Gruenkranz angetreten= (ebd.: 95) und es nur leicht modifiziert. Fuer das erzaehlende Ich handelt es sich bei den Salzburgern immer um =(hundertprozentige) Katholiken= oder um =(hundertprozentige) Nationalisten= (ebd.: 112). Da aber der Katholizismus den Nationalsozialismus ueber Nacht abgeloest hat, kann er auch ueber Nacht wieder vom Nationalismus abgeloest werden, so dass viele Salzburger eine Mischform von Katholizismus und Nationalismus verkoerpern: =in vielen Salzburgern erkenne ich immer wieder den Praefekten, der fuer mich Nationalist und Katholik in einem gewesen ist, eine Menschenform als Geisteshaltung, die in Salzburg die weitverbreiteste ist= (ebd.: 116). Bernhard hatte ein scharfes Auge fuer die =Metastasen des Faschismus=. Die nach wie vor gegenwaertige Frage nach dem oesterreichischen Verhaeltnis zur Geschichte und die auf bedrueckende Weise aktueller werdende Frage nach zunehmender Fremdenfeindlichkeit und Neofaschismus werden spaeter Gegenstand von Ausloeschung (1986) und von Heldenplatz (1988) sein.

In gleicher Weise ist die Provinz bei Herta Mueller nicht allein kategoriale Bestimmung des regionalen Raums, sondern zugleich Chiffre einer sozialen Ortsbestimmung: Provinz gilt als Innenraum und Lebensform, als Raum des geschichtlich UEberlebten und (ab-)geschlossenes Terrain. Als Enklave der deutschen Minderheit ist das Dorf Reservat faschistischen Gedankenguts  = es gleicht =einer schwarzen Insel= (1988: 41) oder einer =riesengrosse[n] Kiste aus Zaun und Mauer= (ebd.: 87), in dem man mit dem Milizmann und mit dem Ortspfarrer schlafen muss (Mueller 1986), um die gewuenschten Formulare zur Passausstellung zu bekommen. Praegnant stellt die Kurzgeschichte Grabrede (1988: 7-12) eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart dar, indem sie die Figur des Vaters als Traeger einer geschichtlichen, zeituebergreifenden Problematik zeigt. In Barfuessiger Februar beschreibt der Text UEberall, wo man den Tod gesehen hat. Eine Sommerreise in die Maramuresch (Mueller 1987: 101-121) eine Reise in die Provinz als Reise in den Tod durch Orte des Eingedenkens und der Trauer, wo die =rumaenisch-deutsche= Geschichte, die Gleichgueltigkeit und Roheit verdraengt wurden. In diesem Sinne treten der vergessene Tod der Juden aus der Maramuresch in den deutschen Vernichtungslagern, der verdraengte Tod auf dem =heiteren Friedhof= von Sapinta (ebd.: 115) und der verheimlichte Tod der fluechtenden an der geschlossenen Grenze (ebd.: 117) in eine verborgene Korrespondenz, die das (Ver-)Schweigen hinter dem ritualisierten Umgang mit dem Sterben und der leeren =Choreographie= (ebd.: 111) der Trauer bricht (ebd.: 105).



Konkrete Ereignisse wie Begraebnisse und Schlachtungsszenen, aber auch brutale Erziehungsmassnahmen setzen sich bei der Schriftstellerin in Traum und Phantasie fort und wachsen zu grotesken Monstrositaeten aus (1988: 31). Die Beerdigung als Motiv, Handlungseinheit oder szenische Episode ist ansonsten in ihren Texten auf vielfaeltige Weise realisiert und besitzt sowohl eine handlungsleitende als auch eine symbolische (als letzte =Heimat= imaginierte) Dimension. Im =Heimatroman=, den Bachtin =Idylle der laendlichen und handwerklichen Arbeit= (Bachtin 1989: 170) nennt, steht der auffaelligen Einheit des Ortes, also der Bindung an einen einzigen begrenzten Raum, eine ins Endlose gedehnte Zeit, die =Einheit der Folklorenzeit= gegenueber. Diese zeichnet sich durch eine zyklische Organisation, die Wiederkehr von zentralen Momenten wie Geburt, Altersphasen und Tod und die Bindung an Natur und Jahreszeiten aus.

In der Tat fehlen Heimweh und Heimkehr nicht mal in Gegentexten wie Ausloeschung (Bernhard 1986), wo von der Rueckkehr des Protagonisten in seine Heimat zur Beerdigung des Vaters, Bruders und der Mutter berichtet wird, obwohl OEsterreich fuer Bernhard der Ort der allgemeinen sozialen Depression und der individuellen Lebenskatastrophen bleibt. Der Schriftsteller kehrt immer wieder die Brutalitaet und den Stumpfsinn einer nicht emanzipierten Landbevoelkerung und eines patriarchalischen Sozialgefueges der Ungleichzeitigkeit heraus. Jeder Rest von idyllischer Wunschvorstellung wird bei ihm dabei endgueltig vernichtet. Die Bewohner dieser beschraenkten Welt scheinen gerade dort am meisten beschaedigt zu sein, wo den Touristen eine unberuehrte Naturharmonie versprochen wird und aus dem eingestandenen Anachronismus abgelegener Gegenden ein Gewinn gezogen wird. AEhnlich entlarvend zeigt Herta Mueller das von Bigotterie, Ahnenkult, Aberglauben, Missgunst, Sauberkeitswahn und autoritaeren Strukturen beherrschte Leben im Dorf, das namenlos paradigmatisch fuer alle derartige Sozialgefuege steht. Die konturlosen Frauen fuerchten die Maenner, die Jungen fuerchten die Alten und umgekehrt, Kinder und Tiere werden gequaelt. Grau in Grau das Szenario aus trinkendem faschistoidem Vater, staendig weinender, schimpfender, pruegelnder Mutter, Fragen abwehrendem Grossvater, abgearbeiteter Grossmutter, deren Haende =wie die Arbeit selbst= aussehen. Die Menschen erscheinen als Opfer ihrer Lebensverhaeltnisse, aber auch als Taeter, die alles, was ihren starren Normen zuwiderlaeuft, gewaltsam ersticken.



3 Franz Innerhofer

In den 70er Jahren entstehen in OEsterreich Romane, die durch die =Wucht der Authentizitaet= (Greiner 1979: 113) gekennzeichnet sind. Der grosse Anfangserfolg der Publikationen von Autoren wie Franz Innerhofer, Gernot Wolfgruber oder Josef Winkler, Elfriede Jelinek, Michael Scharang fuehrte zu einem wahren Boom der autobiographisch gepraegten, realistischen Schreibweise. Erzaehlanlass fuer diese Autoren war die =sprachlose Wut= (Innerhofer 1974: 12 u. 149), die sich in den Jahren der =Vernichtung von Kindheit auf dem Dorfe= (Wagner 1987: 168) aufgestaut hatte.8 Gemeinsam ist allen Texten dieser Art, dass sie mit dem gaengingen Klischee von Laendlichkeit als der Verwirklichung =vom einfachen Leben, von der nicht-entfremdeten, weil unmittelbaren Handarbeit, von einer befreienden, natuerlichen Reproduktion= (Greiner 1979: 108) gruendlich aufraeumen. Sie wollen mit ihrem neorealistischen Stil schockieren, indem sie ihre Kindheit auf dem Lande, ihr Aufwachsen in der Provinz, mit der weit verbreiteten Auffassung von der laendlichen Idylle kontrastieren. Der Mythos vom Dorf als Zufluchtsort, als Staette des Friedens und der Ruhe, wird demaskiert und der laendlich-baeuerliche Raum in seiner Zerstoerung denunziert. Die Heimat wird zur Fremde, und die Suche nach Heimat als reale oder fiktionale Rueckkehr zu derselben wird hier zur Abkehr. Am eindringlichsten zeigt sich die Gleichsetzung von =Kindheit und Jugend auf dem Lande mit Heimatlosigkeit= (Wagner 1987: 176) durch den Gebrauch der Vokabel =Bauern-KZ= von Franz Innerhofer (Innerhofer 1974: 233), der wie Bernhard aus Salzburg stammt.

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Gerade die Umkehrung der ueblichen Auffassung von Laendlichkeit als dem Inbegriff moeglicher Heimat in den Ort totaler Heimatlosigkeit  “=das, was N. Mecklenburg (1980) als =radikale Anti-Heimatliteratur= bezeichnet hat  ermoeglicht hoechst interessante Einsichten in das Verhaeltnis von Territorialitaet und Identitaet zum Konzept =Heimat=. Die schonungslose Offenlegung laendlicher Realitaet in Innerhofers Schoene Tage (1974) ist geeignet, die noch immer in den Koepfen der Leser herumgeisternden Klischeebilder vom nicht-entfremdeten, natuerlichen Leben auf dem Land endgueltig ad absurdum zu fuehren. Mit der Utopie der Zivilisationsgeschaedigten von der Selbstverwirklichung in der Landarbeit haben diese Verhaeltnisse rein gar nichts mehr zu tun. Sogar die Natur verliert ihre heimatstiftende Funktion. Die Umgebung besitzt fuer den Protagonisten Franz Holl zwar einen hohen Grad an Vertrautheit  ja die taeglichen Wege sind sogar =bis zum Wahnsinn vertraut= (Innerhofer 1974: 87)  doch werden mit der Erinnerung an die Landschaft keinerlei positive Emotionen verbunden:


Auch hier war ihm jeder Stein, jede Mulde, jeder Graben, jede Pfuetze gelaeufig. Waehrend er ueber Stellen, wo ihn der Bauer geschlagen hatte, hinaufeilte, erschrak er schon wieder vor dem kommenden Jahr, vor der kommenden Zuechtigungsrundfahrt. (ebd.: 31)

Eine Umgebung, die spontan mit der Vorstellung einer =Zuechtigungsrundfahrt= assoziert wird, kann trotz maximaler territorialer Vertrautheit unmoeglich zur Heimat fuer das Individuum werden.

In aehnlicher Weise hat die Natur bei der Mueller so gut wie nie idyllische Zuege und wird als feindlich empfunden (Mueller 1988); in enger Verbindung mit dem Tod wird sie auch fuer die Erwachsenen unter dem Aspekt ihrer Unberechenbarkeit und Bedrohlichkeit erlebt. Es gibt den =verfluchte[n] Pilz aus dem Wald= (ebd.: 23), und die Gefahr in Gestalt von Schlangen etwa lauert in der Wiese hinter den Scheunen oder im Fluss (ebd.: 37 u. 80). Besonders deutlich kommt diese Abhaengigkeit der Menschen von einer launischen Natur in der Erzaehlung der Grossmutter von einem feuchten Sommer zum Ausdruck, als es ebenfalls viele Schlangen gab und die Vegetation den Menschen die Nahrungsquellen zu verweigern drohte (ebd.: 38-41). Bei der Mueller wie bei Innerhofer wird das Paradies zur Hoelle, und der Ursprung aller Freiheiten ist der Ursprung allen UEbels und aller Zwaenge. Die Kindheit insbesondere, die den Weg ins Leben eroeffnet und deshalb in sich ein Mythos ist, ist bei diesen Autoren nicht der Anfang einer unwiederholbaren, einzigartigen Welt.

Die Darstellung der Kindheit im Dorf bei Herta Mueller und Franz Innerhofer koennte eigentlich fuer sich Gegenstand einer ausfuehrlichen Untersuchung sein. Die Auseinandersetzung mit der Kindheit ist bei der rumaeniendeutschen Schriftstellerin permanent und obsessiv, sie bildet als solche ausschliesslich das Thema der laengsten Kurzgeschichte aus den Niederungen und taucht =in den verschiedensten Facetten  ebenfalls in einer Reihe anderer Prosastuecke auf. Durch die schonungslose Darstellung von Kindheitserfahrungen, meist autobiographischer Art, versucht sie, das wahre Gesicht des Dorflebens zu zeigen, um den Mythos von der laendlichen Idylle durch das konkrete Erzaehlen der Schreckensgeschichte ihrer Kindheit blosszustellen. In ihren Schilderungen des Banat entsprechen die affektiven Besetzungen keinen einfachen, schnell aufrufbaren infantilen Begehrensmustern: UEber das Familienmodell wird hier bestimmt kein unschuldiger Ort konstruiert. Denn ihre Sprache ist nicht die Sprache der AEsthetisierung oder der Abstrahierung, ihre Bilder sind konkret, konkret bis zur Brutalitaet. Die Zeit der Kindheit und der Jugend ist fuer sie eine Zeit der Erniedrigung und Unterdrueckung, eine Zeit der Heimatlosigkeit. Wie im traditionellen Heimatroman das Dorf ein Hort der Sicherheit und der Geborgenheit ist das Lob des Dorfes ist dort eine fixierte Formel so ist die soziale Realitaet bei der Schriftstellerin absolut erbaermlich, ohne dass man wie bei Innerhofer von einer Konstante des Hasses sprechen kann.




Was bei Herta Mueller das Dorf ist, ist bei Innerhofer der Hof des Vaters: ein Raum der Identitaetsverweigerung. Das =Moment der Landarbeit= erzeugt hier nicht =eine reale Verbindung zwischen den Naturerscheinungen und den Ereignissen des menschlichen Lebens= (Bachtin 1989:173). Die romantische Vorstellung von dem idyllischen Leben auf dem Lande wird hier mit einer Wirklichkeit konfrontiert, in der die traditionellen Ausbeutungsmechanismen eines echten Knechtschaftsverhaeltnisses noch in vollem Gange sind. Was hier am Protagonisten Holl vollzogen wird, ist nichts anderes als eine mit allen Mitteln durchsetzte gesellschaftliche Dressur, die an die Stelle einer Persoenlichkeitsbildung tritt. Die Dorfgemeinschaft ist bei Innerhofer ein Modell an Negativitaet, denn die Menschen sind intolerant und heimtueckisch. Es ist nicht nur der Vater, der ihn besitzt, es ist das Dorf, die Gesellschaft, deren traditionelle Vertreter, wie der Schuldirektor und der Pfarrer, Trinker sind, die einer Vermittlung von humanistischen Werten schon laengst abgeschworen haben. Das Land, das ihm zur Heimat geworden ist, kann fuer die zum Schweigen gebrachte Minderheit der von ihm Abhaengigen nicht zu einer solchen werden. Die sozialen Implikationen menschlicher Identitaet geben Holl keine Satisfaktion.

Von ihrer Kindheit im Dorf erzaehlte Herta Mueller in einem Interview: =Ich wuchs nicht auf, ich wurde erzogen. Nichts durfte man, man musste alles.= (Schuller 1984: 123f.) Insbesondere die Mutter ist Inbegriff der Dorfmoral (Mueller 1991: 24), Symbol einer langen Reihe von Zwaengen.9 Sie wird den Prozess der freien Wahrnehmung im Leben des Kindes nicht foerdern oder unterstuetzen, sondern ihn mit allen Mitteln aufhalten wollen. Fuer veraltete Verhaltensmuster, sinnlose Regeln und Moral ueberhaupt stellt Herta Mueller den Begriff der Norm und der Normalitaet in Frage und liefert eine theoretische Ergaenzung zu diesem Problemkomplex im Essay Das Ticken der Norm (Mueller 1994), in dem sie unter anderem schreibt: =Das Wort =normal= ist nur haltbar im Kollektiv. Es treibt Menschen in die Abhaengigkeiten von der Geimeinschaft. Es drueckt den Zwang, zur Gemeinschaft zu gehoeren, tief in den Verstand.= Als Lebensraum der Mutter symbolisiert das Dorf in Niederungen (1988) die Eintoenigkeit und Gleichfoermigkeit einer Gesellschaft, in der jeder mit dem anderen austauschbar ist. Als Reaktion darauf entwickelt sich beim Kind eine abweisende Protesthaltung gegenueber den Werten und Gewohnheiten, die ihm im Dorf und letzten Endes im totalitaeren Staat Rumaenien aufgezwungen werden. Das Beduerfnis, frei und uneingeschraenkt handeln zu koennen, selbst wenn man dadurch als Andersdenkender auffaellt, hat bei Herta Mueller seinen Ursprung in der Kindheit. Die uebliche  =on seiten der Gesellschaft oder von einigen ihrer Schichten entgegengebrachte  “=Haltung der Non-Akzeptanz bewirkt in frueher Kindheit die Angst, entdeckt zu werden, waehrend man gegen Verbote verstoesst, und aus diesem Grund abgestossen und ausgeschlossen zu werden (Mueller 1991: 13). So leitet Herta Mueller in ihrer ersten Paderborner Vorlesung trotz jeglicher Distanzierung von der magischen Seite der Kindheit ueberzeugend von den AEngsten der Kinder das Sich-erfinden der Wahrnehmung ab (ebd.: 9-13).





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Die Reihe von Zwaengen, die in der Kindheit beginnt, setzt sich im Zuge des persoenlichen Reifungsprozesses bis in die Zeit der Ceausescu-Diktatur fort. Diese Verkettung von Unfreiheiten schildert retrospektiv die Autorin selbst: =Insofern war eine Ebene meines Schreibens das banatschwaebische Dorf und meine Kindheit. Die Besuche waren wichtig, als ich spaeter in der Stadt lebte. Und spaeter der totalitaere Staat Rumaenien. Er machte das Erlebte zu dem, was es war, denn das Auge der Macht sah ueberall hin. In gewissem Sinn war das, was ich spaeter als =totalitaer= und als =Staat= bezeichnete, die Ausdehnung dessen, was ein abgelegenes, ueberschaubares Dorf ist.= (ebd.: 20) Anschliessend formuliert sie den Grund fuer diese Art der Beziehung zur Welt: =Der deutsche Frosch aus den Niederungen ist der Versuch, eine Formulierung zu finden, fuer ein Gefuehl  das Gefuehl ueberwacht zu werden= (ebd.); =Der deutsche Frosch, der schon im kleinen Dorf auf das schielte, was spaeter fuer mich der Staat werden sollte, wurde spaeter der Frosch des Diktators= (ebd.: 27).

Die Kommunikationsmoeglichkeiten auf dem Lande sind auf grobe Sexualitaet und unartikulierte Aggressionen reduziert, waehrend die Sprache, das Minderheitendeutsch, ein sehr wichtiges Thema ist, das nicht immer ohne weiters verfuegbar ist: =Wie hohlwangig du in mir schlaegst. Und wenn ich reden will, legst du dich tot auf meine Zunge.= (Mueller 1987: 123) In gleichem Masse dominiert die Gewalt bei Innerhofer in der immer wieder abrupt durchbrechenden Sexualitaet, die ebenso wie alles andere jeglicher Zaertlichkeit entbehrt; andererseits ist Sprechen, Nichtsprechen, Bedeutung von Sprache, das Thema der Kommunikation ueberhaupt zentral in seiner Kindheitsgeschichte. Der Schriftsteller beschreibt das Kind als sprachlos und die Sprache als Instrument der Herrschaft des Bauern, das in seiner Wirksamkeit den Pruegeln nicht nachsteht.

Herta Mueller hat im Rueckblick selbst die Wurzeln ihres Schreibens aus negativen Erfahrungen, Hilfslosigkeit und Sprachnot so geschildert:

Ich hatte damit [mit dem Dorf, P.B.] begonnen, als mein Vater gestorben war. Ich fuehlte damals das Beduerfnis, zu wissen, was fuer eine Kindheit ich gehabt habe, und ich entdeckte, dass sie sprachlos gewesen war. [...] Ich schrieb Gedichte, um mich zu vergewissern, dass ich eine Sprache habe, dass es mich gibt. ich begann, meine Kindheit systematisch aufzubauen. (Schuller 1984: 123)10


Bei Innerhofer ist und bleibt die Sprache so lange ein monopolisiertes Herrschaftsinstrument des Bauern, bis der Sohn seine Stummheit ueberwindet und durch Sprechen den Weg zum selbstbestimmten Subjekt zu beschreiten vermag. In diesem Sinne kann die Romantrilogie von Franz Innerhofer als die Geschichte einer Identitaetssuche gelesen werden. Sie beschreibt den verzweifelten Versuch des Protagonisten Franz Holl, sich aus der umfassenden Heimatlosigkeit der Kindheit zu loesen. Der Weg fuehrt aus der Welt der Kindheit ueber die =Arbeitswelt= bis in die =Redewelt= (Innerhofer 1977: 45) der Universitaet. Diese Entwicklung Holls vom unterdrueckten Objekt zum denkenden Subjekt vollzieht sich als sozialer Ausstieg im Zeichen fortschreitender Desillusionierung, der die schrittweise Distanzierung von den Urspruengen mit sich bringt. Damit geht Innerhofer ebenfalls ueber die blosse Bestandsaufnahme von Provinz hinaus. Allein die Tatsache, dass Holl alles unternimmt, um aus dieser doerflichen Welt auszubrechen, konstituiert eine Inversion des traditionellen Heimatromans, in dem Ortsgebundenheit zu einer Tugend erklaert wurde. Der Auszug aus der Umwelt der Kindheit fuehrt zu einer vorwaertsgerichteten Suche nach neuen Identifikationsraeumen in einer veraenderten Gegenwart. Das anfaengliche Gefuehl der Fremdheit fuehrt nach und nach, trotz wachsender territorialer Vertrautheit, in den Zustand totaler Entfremdung von sich selbst. Grossstadt und moderne Industriegesellschaft bieten dem Identitaetssuchenden ebensowenig annehmbare Heimatbedingungen wie das Land. Am Ende der Trilogie ist Holl damit nach wie vor jemand, der =nirgends und ueberall zu Hause= (ebd.: 97) ist.


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Ein Text ueber das Wegfahren und Nichtankommen ist auch Muellers Reisende auf Bein (Mueller 1989). Die Erzaehlung spielt vor allem auf Gleisen, Bahndaemmen, in U-Bahnzuegen und auf Bahnsteigen. Sogar in der Liebe gibt es bei Herta Mueller keine Heimat. Selbst die deutsche Sprache klingt in Deutschland fremd. Eine Heimatlose, Fremde zeigt die Erzaehlung Reisende auf einem Bein. Sie ist gegangen, aber nicht wirklich angekommen  zwischen den Kulturen.

Dem Scheitern einer nach vorne orientierten Heimatsuche steht bei beiden Autoren die Rueckwendung zu den Raeumen der Kindheit gegenueber. Bereits in Schattenseite gibt es erste Anzeichen dafuer, dass die angestrebte voellige Losloesung von der Kindheitswelt gescheitert ist: =Die Vergangenheit, die ich am liebsten verschwiegen und vergessen haette, glotzte mich wieder an, das Unbegreifliche, das ich nicht einfach als Schicksal abtun konnte.= (Innerhofer 1975: 57) Der von Distanzierungs- und Aufstiegswillen gepraegte Lebensweg des Franz Holl erweist sich damit im nachhinein als fataler Irrtum. Die fremdgepraegten Idealvorstellungen von Stadt und =Redewelt= haben ihn in die totale Desillusionierung gestuerzt. Subjektwerdung und Heimatsuche sind immer wieder an den unzureichenden Heimatbedingungen gescheitert. Bei der Mueller findet man ebenfalls am Ende der Episode aus den Niederungen, die das Eindringen der Froesche nach der Beerdigung des Grossvaters in den Wartesaal des Bahnhofs schildert (1988: 76), die Permanenz der Angst der Kindheit noch einmal bestaetigt. Sie kann nicht ueberwunden werden (vgl. auch Mueller 1990a: 69-83; Mueller 1991: 49-52).



4 Peter Handke

Herta Mueller und Peter Handke ist vieles gemeinsam: eine Affinitaet zum Mystischen, da die Sprache bei beiden Autoren eine Schaerfung der Optik leistet und Sinnestaeuschung Quelle neuer Sinnerfahrung ist; ihre Darstellungsstrategien, die einerseits auf das Problem einer Begruendung von Identitaet im Schreiben, insbesondere im Erzaehlen als einer Verknuepfung von authentischer Erinnerung und dichterischer Phantasie, andererseits auf die Entlarvung der Ordnungsfunktion der Sprache zielen; Beunruhigung und eine staendige Irritation als Konstante im Verhaeltnis zur Heimat; schliesslich die Verarbeitung der negativen Kindheits- und Jugenderinnerungen im Heimatbild.

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Die Protagonisten Peter Handkes bemuehen sich bereits in den fruehen Werken um Moeglichkeiten einer nicht schon von Begriffen verstellten Wahrnehmung. So ist Joseph Bloch in Die Angst des Tormanns beim Elfmeter (1971) eine Sehweise eigen, die sich von einer gewoehnlichen deutlich abhebt. Es ist eine von ihm realisierte und am Schluss des Romans auch absichtlich praktizierte AEnderung der Blickrichtung.11 Um Moeglichkeiten einer nicht schon von Begriffen verstellten Wahrnehmung seiner neuen Umgebung in Amerika bemueht sich in gleichem Masse der reisende Ich-Erzaehler in Der kurze Brief zum langen Abschied (1972a). Absicht des Erzaehlers ist es, die Vorgaenge um ihn herum genau zu registrieren; er will =erst einmal schauen statt teilnehmen= (ebd.: 12): Es geht also um ein Ausweichen der normalen Sehperspektive, das aus einem UEberdruss am Bekannten resultiert und verbunden ist mit der Hoffnung, von einer marginalen Position aus Neues zu sehen. Herta Mueller verwandelt dasselbe Prinzip in eine =Poetik des Randes, die gesteuert wird ueber die Wahrnehmungsperspektive eines subjektiven (authentischen) oder =eigensinnigen= [...] Blicks: das beobachtende Zentrum des Textes organisiert sich am Rand des Beschriebenen.= (Eke 1991: 12) =Ich versuche=, so Herta Mueller 1984, =mich immer an den Rand des Geschehens zu denken, das ich wahrnehme. Ich sehe die Menschen, wie sie angeblich frei handeln und dabei nicht wissen, dass sie es unter bestimmten Zwaengen tun, dass sie in einem Mechanismus drin stecken, dass sie mit der Freiheit von Marionetten handeln. Ich versuche dann, diesen Mechanismus darzustellen.= (zit. nach Schuller 1984: 122)

Die Logik des Erzaehlens folgt bei der Schriftstellerin der Bewegung des unverstaendigen Auges. Die Bildlichkeit findet ihre Grundlegung in genauen Wirklichkeitsbeobachtungen, die ins poetische Bild ueberschritten werden. Im subjektiven Blick verschraenken sich Innen- und Aussenperspektive, Erlebtes und Vorgestelltes, die Grenzen zwischen diesen Bereichen sind fliessend, waehrend die Dimensionen zwischen Detail und Ganzem sich verschieben. Die Wahrnehmungsperspektive der Texte ist in ihrer Detailgenauigkeit zugleich zergliedernd. Das Auge wird mit sich allein gelassen, Ablaeufe werden zerlegt und im harten Schnitt neu zusammengesetzt. Die aetzende Fuegung der Bildsyntagmen und die krasse Engfuehrung der Erzaehlperspektive lassen am Ende die Bruechigkeit der sozial sanktionierten Institutionen ins Auge springen.

Ebenso sehen die Protagonisten der (vor allem frueheren) Romane Handkes die Welt nicht als Ganzes, sondern in Ausschnitten, sie werden der Realitaet nur in Details ansichtig. Dazu gehoeren das Sehen von aufdringlichen Einzelheiten in Die Angst des Tormanns beim Elfmeter (1971), die Detailbeobachtungen des Hausierers (1967) und das mikroskopische Betrachten der Vorgaenge in Die Hornissen (1966). Beim Sehen im Ausschnitt wird durch die Schaerfe des hervortretenden Details ein hohes Mass an Deutlichkeit erreicht. Fuer die Praezisierung der Einzelheit ist eine Einschraenkung des Blickfelds notwendig, die Handkes Erzaehlvorgang entspricht. Die praezise Beobachtung und Beschreibung des Details stellt ein Kontinuum in seinen Texten bis hin zu Die Geschichte des Bleistifts (1982) dar. Wie bei Herta Mueller bezieht sich die Wahl des Ausschnittes nicht nur auf einen konkreten Blickfeldteil, sondern auch auf das Verfahren, der Innenwelt der Protagonisten den Vorzug zu geben. Oftmals ist es die Angst der Protagonisten, welche die absichtliche Auswahl der dargestellten Realitaetsdetails festzulegen scheint, da diese Angst – dies gilt vor allem fuer Der kurze Brief zum langen Abschied  auf bestimmte Gegenstaende fixiert ist. Sie fuegt die einzelnen Textsequenzen unausweichlich aneinander, bringt so Erinnerungen, Reflexionen, Tagtraeume usw. in das Geschehen der aeusseren Handlung ein.


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PhiN 6/1998: 11

Beiden Autoren geht es nicht darum, Totalitaet zu vermitteln. Das Sehen im Ausschnitt ist fuer sie der Versuch, der sich in ihren fragmentarisch wirkenden Texten  man denke an Das Gewicht der Welt (1979a) und Die Geschichte des Bleistifts (1982) oder an die Kurzgeschichten Muellers  “=am deutlichsten spiegelt, die Welt als Summe von Ausschnitten zu begreifen. Sie versuchen deshalb, zu einer direkteren Erfahrung zu gelangen, indem sie die allgemeinen, objektiven Begriffe durch subjektives Betrachten ersetzen: Mit dem individuellen Blick soll eine von sozialen Klischees und kulturellen Plattheiten befreite Wahrnehmung erreicht werden. Dies ist der Weg zu einer neuen Erfahrung der Wirklichkeit, nachdem die umgreifenden Deutungssysteme ihre Gueltigkeit verloren haben.

Eine Besonderheit, durch die sich die Sehweise der Handkeschen Protagonisten auszeichnet, ist die durch Sinnestaeuschung erzeugte Vielzahl irrefuehrender Anblicke, worin sich die Sehobjekte dem Betrachter in Mehrdeutigkeit offenbaren. In Langsame Heimkehr (1979b) stellen sich Dinge, die Sorger schon als bestimmte zu erkennen vermeint  =drch ihre eigene Bewegung oder einen Perspektivenwechsel Sorgers  entweder mit einem Mal als ganz andere heraus, oder ihr Wesen bleibt ungewiss:

Und die Blaetter fielen auf Teller [...] oder trieben in hellen Scharen den Fluss hinab; oder waren gar keine Blaetter und flogen als Voegel vom Gras in die Straeucher zurueck, blieben [...] jaeh stehen stehen und rannten als Erdtiere in eine ganz andere Richtung, waren Froschkoepfe [...] oder Wild [...]; oder waren dabei schliesslich doch alles nur Blaetter gewesen [...]. (Ebd: 50f.)



Mit jedem Herantreten an sie bieten sie ihrem Betrachter neue Anblicke.12 Das mehrdeutige Sehen hat etwas zum Inhalt, was schon im 1967 entstandenen Gedicht Verwechslungen (1969: 65-68) formuliert ist: Etwas wird fuer ein anderes gehalten; die optische Taeuschung macht das Objekt in seiner Eindeutigkeit fraglich. In Die Geschichte des Bleistifts postuliert Handke das aesthetische Prinzip des Verwechseln beim Sehen als eines, das in gleicher Weise fuer das Schreiben gueltig ist (1982: 33). Dieses Prinzip geht auf die ersten Erfahrungen des Kindes mit seiner Umwelt zurueck, die es erst langsam kennen und erfahren lernt:

Ein Kind sieht die AEhnlichkeiten zwischen Dingen oder Menschen als jemand, der noch am wenigsten Vergleichsmoeglichkeiten hat, am besten. Seine Vergleiche sind die genauesten. Einem Kind, das AEhnlichkeiten feststellt, kann man vertrauen. (ebd.: 87)



Auch bei Herta Mueller vermag das Kind das Wahrgenommene ebensowenig von sich abzugrenzen. Am Rande der Erwachsenenwelt ist es unfaehig zur Unterscheidung zwischen Einzelnem und Allgemeinen, zwischen geistigen und materiellen Prozessen, zwischen Subjektivem und Objektivem, zwischen Belebtem und Unbelebtem.13 Die Autorin hat sich im Verhaeltnis zu ihrer banatschwaebischen Umgebung rueckblickend als ein eigensinniges Kind beschrieben, dem es lange Zeit gelang, der Bestrafung des Eigensinns durch Taeuschung zu entgehen (Mueller 1991: 13). Der subjektive kindliche Blick beschreibt nur peripherisch ihren Ort, wird dabei zu einem fremden und bestimmt gleichfalls spaeter als solcher das Verhaeltnis des Betrachters zu den Gegenstaenden. So wird Wirklichkeit zum Ausgangspunkt einer =erfundenen Wahrnehmung= (ebd.: 9-32), die (sich) eine eigene Welt entwirft. Das Erfinden der Wahrnehmung ist Grundzug von Herta Muellers AEsthetik, an der Grenze zwischen detailscharfem Realismus und der surrealen UEberbietung der Wirklichkeit in Traum und Phantasie. Wieder loesen sich die versteinerten Verhaeltnisse im =anderen Blick= auf und geraten in Bewegung.



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Die Wunschvorstellung einer andersgearteten Sprachwerdung, die sich in Bereichen ausserhalb des hergebrachten und ueberlieferten Zeichenvorrats konstituiert, geht einher mit einer radikalen Absage an die Sprache einer genormten und technisierten Zivilisation und deren =[...] bis auf die letzten Dinge beschriftete und zugleich voellig sprach- und stimmlose Welt [...]= (Handke 1979: 91). In Dorfchronik (Mueller 1988: 116-128) bezieht sich Herta Mueller immer wieder explizit auf spezifische Sprachregelungen und gibt damit subtil eine Vorstellung von der unbewusst ablaufenden Praegung des Denkens und Wahrnehmens. Erwaehnt werden die =Helden, die im Dorf Gefallene genannt werden= (ebd.: 126), der =Papst, der im Dorf der heilige Vater genannt wird=, das =Ausland, das im Dorf der Westen genannt wird= (ebd.: 123), die =Alkoholiker, die im Dorf Saeufer genannt werden= (ebd.: 119), und vieles mehr.

Das Sehen wird deshalb von beiden Autoren als (Kunst-) bzw. als Wunschtraum verstanden, der die Idee von einer neuen, aber utopischen Wirklichkeitserfahrung birgt. Es ist im woertlichen Sinne ein Mittel zur Produktion von Kunst, das dem Anspruch auf Innovation gerecht werden will. Man glaubt an die Moeglichkeit, dass das, was von innen kommt, dereinst von draussen kommen koennte, und so ist das Werk ein Bild, das das Unsichtbare sichtbar macht. Die Umsetzung des Bildes in Wort und Satz folgt dabei dem mystischen Impuls, die Dinge selbst reden zu lassen. Wenn sich nun somit bei Peter Handke langsam eine affirmative Sprachauffassung entwickelt, bildet sich dagegen bei Herta Mueller kein Vertrauen zum =grossen Wort=. Im Gegensatz zu der rumaeniendeutschen Schriftstellerin gilt Peter Handke zu Recht als wirklichkeitsblinder Traeumer, als =Traumglaeubiger seit je= (Handke 1986: 292) und als Harmonie-Stifter. In der ersten Phase seiner literarischen Produktion, die den Zeitraum bis 1970 umfasst, ist aber die Wendung zum Mythopoetischen noch nicht da, dafuer wird OEsterreich als das Land der fruehen Lebens- und Leidensgeschichte, als verallgemeinertes Modell fuer Ordnung und Zwang, fuer Systeme von Gewalt dargestellt. Distanzierter und reflektierter wird ueber die Heimat erst spaeter nachgedacht.

In den drei von 1972 bis 1975 erschienenen Erzaehlungen  Der kurze Brief zum langen Abschied (1972a), Wunschloses Unglueck (1972b) und Die Stunde der wahren Empfindung (1975) ird OEsterreich von den Protagonisten und vom Erzaehler aus einer raeumlichen und geistigen Ferne betrachtet. Dies ermoeglicht eine vorurteilfreiere Reflexion ueber die eigene Herkunft, damit immer auch ueber das eigene Selbst. So treten in der schreibenden Annaeherung an die sprachlose, marginale Geschichte seiner Mutter in Wunschloses Unglueck zugleich die Muster der eigenen Sozialisation hervor. Gaengige Klischees werden unterlaufen, denn der Erzaehler vermag den vorgepraegten Beschreibungen laendlicher Idylle, die die Beschraenktheit und den Reiz der Armut hervorheben, nicht zu folgen:

Beim Wort =Armut= denke ich [...] immer: es war einmal; und man hoerte es ja auch aus dem Mund von Personen, die es ueberstanden haben als ein Wort aus der Kindheit; nicht =Ich war arm=, sondern =ich war ein Kind armer Leute= (Maurice Chevalier); ein niedlich putziges Memoirensignal. Aber bei dem Gedanken an die Lebensbedingungen meiner Mutter gelingt mir nicht diese Erinnerungshaekelei: Von Anfang an erpresst, bei allem ja nur die Form zu wahren: schon in der Schule hiess es fuer die Landkinder das Fach, das den Lehrern bei den Maedchen das allerwichtigste war, =AEussere Form= der schriftlichen Arbeiten; spaeter fortgesetzt in der Aufgabe der Frau, die Familie nach aussenhin zusammenzuhalten: keine froehliche Armut, sondern ein formvollendetes Elend. (ebd.: 57)







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OEkonomische Abhaengigkeiten und bittere Armut zeichnen das Leben im Dorf aus:

Das Gesellschaftssystem als Stufenleiter mit Kaiser-Koenig-Edelmann/ Buerger-Bauer-Leineweber/ Tischler-Bettler-Totengraeber: ein Spiel, das im uebrigen nur in den kinderreichen Familien der Bauern und Leinenweber vollstaendig nachgespielt werden konnte. (ebd.: 24)



Brauchtum, Sitte und despotischer Regelzwang der katholischen Kirche, die den Menschen die Achtung vor unumstoesslichen Gelegenheiten des Lebens befehlen, garantieren ein unveraendertes Weiterbestehen existierender Ordnungen. Die Konsequenz aus solchen Lebensumstaenden ist Zwang, ist die Einengung der eigenen Persoenlichkeit, ist die Beschraenkung ihrer Entwicklungsmoeglichkeit (ebd. 48f.), die den Lebensweg der Mutter bestimmend in letzter Folge zu ihrem Selbstmord fuehrt. Ihr Schicksal ist individuelle Ausformung einer durch gesellschaftliche, soziale Umstaende erzeugten, nicht metaphysichen Bestimmtheit durch den Tod. Er erscheint in dem keine Moeglichkeiten bietenden Leben als notwendiges Ende eines vorgesehenen, geplanten Ablaufs: =So hiessen ja schon die Stationen eines Kinderspieles, das in der Gegend von allen Maedchen gespielt wurde: Muede/ Matt/ Schwerkrank/ Tot= (ebd. 17).

In Der kurze Brief vom langen Abschied erscheint OEsterreich als das Land einer Kindheit voller Grauen und Schrecken (103), voll Armut und Tod. Fand die Taeuschung bei Mueller ihren Ansatz in der rumaeniendeutschen Dorftradition, so ist OEsterreich bei Handke das Land, das durch Ordnungen und Zwaenge Phantasie in Gang setzte, irgendwie neue Erlebnismoeglichkeiten schuf, allerdings die Wahrnehmung beschnitt, sie systematisierte:

Und trotzdem [...] sorgten die Verbote, dadurch dass sie ein System bildeten, spaeter, als mir die Erlebnisse offenstanden, dafuer, dass ich systematisch erlebte, jedes Erlebnis einordnen konnte, auch wusste, welche mir noch fehlten. (ebd.: 124)



Das geschichtstraechtige Land voller Traditionen und seine Landschaft spielen weiterhin auch in der Stunde der wahren Empfindung keine Rolle (Handke 1975: 50), das ueberkommene OEsterreichbild wird in sein Gegenteil verkehrt, d.h. es wird zu einem =geschichtslosen Niemandsland mit geschichtslosen Jedermaennern= (ebd.: 49): erneut zu einer Vision von reglementierenden Zwaengen, von immergleichen Mustern, von einem vorgetaeuschten, nicht gelebten Leben.

Erst ab der Tetralogie laesst sich eine neue Erfahrung von OEsterreich finden. Im zweiten Teil der Erzaehlung Langsame Heimkehr mit dem Untertitel Das Raumverbot registriert der Protagonist Sorger, der sich geographisch am Rande der westlichen Welt befindet, den kalifornischen Landstrich als Erdbebengebiet; so befaellt ihn bei seiner Suche nach den =Leitformen= ein Gefuehl des Raumverlustes  =nicht allein auf der Welt, sondern allein ohne Welt= (Handke 1979: 98)  und er geraet in eine Existenzkrise, in der ihm =nicht einmal die Orientierung an der Bodenschichtung unter den Fusssohlen= (ebd.: 133) sicheren Halt bietet.


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Das neue, allerdings sehr langsam gewonnene Verstaendnis von Heimat als Standortbestimmung des Individuums in der Welt traegt bis ans Ende auch den Zweifel an dem so gefundenen Halt in sich: =kurz hattest du, Sorger, da die Vorstellung, dass die Geschichte der Menschheit bald vollendet sein wuerde, harmonisch und ohne Schrecken. Ja, es gab die Gnade (Oder?)= (ebd.: 199). Demuetig lernt Sorger, dass ihm die Heimkehr erst gelingen soll. Im Unterschied zu Handke scheint aber Herta Mueller in der Angehoerigkeit der Eltern und der Grosseltern einer Minderheit keine menschliche Reinheit, keine mythisch individuelle Kraft (Handke 1980: 88) gefunden zu haben.14 Ihre Figuren fuehlen sich immer und ueberall heimatlos. =Zuhause= ist fuer sie ein Wort, das geradezu Angst ausloest. So endet die =Sommerreise in die Maramuresch= in Barfuessiger Februar mit der lakonischen Feststellung: =Diese Gegend hat mich nicht gespuert. Sie hat mir weh getan. Doch ueberall, wo man den Tod gesehen hast, ist man ein bisschen wie zuhause.= (Mueller 1987: 121)



5 Der Betrug der Dinge

In den Texten Herta Muellers scheint sich eine Dynamik abzuspielen, die mit der Unmoeglichkeit zu tun hat, als Deutsche eine =Identitaet= nach konventionellen, harmonisierenden Mustern aufzubauen, und gleichzeitig mit der Unfaehigkeit, dieses nach neu zu findenden Mustern zu tun  und zwar ueber schwierige Prozesse der historischen Analyse, des Schmerzes, des Aushaltens von Bruechen im Wunsch nach ungebrochener Ganzheit.

Die =Heimat= nimmt in diesem Prozess wieder eine ganz besondere Stellung ein. Denn sie dient fuer die Minderheit auf besondere Weise als =Symbol des Kollektivs=, als =Brennpunkt der emotionalen Bindungen von Personen an das Kollektiv= im Sinne von Norbert Elias= Studien ueber die Deutschen (Elias 1992: 189). UEber das Wortsymbol, den Ausdruck, der das Kollektiv vereint, schreibt Elias: =das Kollektiv, auf das er sich bezieht, wird durch ihn mit einer sehr spezifischen emotionalen Aura umkleidet und erscheint so als etwas hoechst Wertvolles, Sakrosantes, dem Bewunderung und Verehrung gebuehrt.= (Ebd.: 191) =Heimat= scheint somit eine solche Funktion sehr viel problemloser ausfuellen zu koennen als =Deutschland= “=und deshalb erweist sich der Begriff gerade nach 1989 fuer viele als unersetzbar. In seiner enthistorisierten Form diente der Begriff im Banat der Heimatpflege mit einer scheinbaren Hinwendung zur Vergangenheit, d.h. zu einer Vergangenheit ohne Geschichte, vor allem da, wo sie bestimmte historische Ereignisse der deutschen Geschichte ausblendete und darueber hinaus selektiv das Land vor der Stadt, den Festtag vor dem Alltag, die wiederkehrenden Riten und Ereignisse vor die tatsaechlichen historischen Akte setzte. Die Literatur Herta Muellers naehert sich derjenigen von Bernhard, Innerhofer und Handke und zeigt, dass die =Heimat= sich paradoxerweise ausgerechnet ueber ein breitgefaechertes Vergessen konstituiert, das ueber die verschiedenen Erzaehlformen der Erinnerung inszeniert wird: =Heimat= ist deshalb das, was sie den =Betrug der Dinge nennt= (Mueller 1990a). Wie bereits =Nation= und =Vaterland=, die mit Schuld belastet sind, ermoeglicht =Heimat= in ihrem Werk nicht, neue Setzungen von Sinn und Identitaet zu legitimieren und kontinuierlich zu stiften. Differenz/en kommen hier richtig zum Ausdruck.



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Anmerkungen

1 Die Art, wie die schwaebische Gemeinschaft in einigen der Kurzgeschichten sowie in AEusserungen gegenueber den Medien von Herta Mueller dargestellt wurde, loeste Empoerung in den Reihen der Schwaben aus dem Banat und der Landsmannschaft in Deutschland aus. Vgl. dazu Haupt-Cucuiu 1996: 77-93.

2 =Heimat= kann als Schluesselwort der deutschen Geschichte gelten, vgl. dazu C. Applegate 1990, 19: =Heimat has never been a word about real social forces or real political situations. Instead it has been a myth about the possibility of a comunity in the face of fragmentation and alienation. In the postwar era, Heimat has meant forgiving and also a measure of forgetting. Right up to the present, it has focused public attention on the meaning of tradition and locality for the nation itself.=

3 Das laesst sich auch an der Flut von Publikationen beobachten, die in den 80er und 90er Jahren herauskam und die, mal kritisch, mal affirmativ, nur an den aeussersten Raendern in Lager einzuteilen ist, aber in jedem Fall von einem gesteigerten Interesse am Thema zeugt: vgl. fuer die 80er Jahre u.a. Bienek 1985; Fuhr 1985; Kelter 1986; Pott 1986; Weigelt 1986; Seliger 1987; Hasse 1987. Fuer die 90er Jahre vgl. u.a. Goerner 1992; Mueller-Funk 1992; Mulack 1990; Klueting 1991; Riedl 1995; Belschner 1995.
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4 H. Haupt-Cucuiu lehnt sich diesbezueglich an der Untersuchung von Franz Eyckeler der sprachlichen Gestaltung von Gehen, Alte Meister und Der Untergeher; vgl. Eyckeler 1995: 119f.

5 Im Folgenden werde ich, da es dafuer keine Anhaltspunkte gibt, nicht von =Einfluessen= sprechen, sondern weiter Affinitaeten, Parallelen, Gemeinsamkeiten unterstreichen.

6 Zu dieser Frage vgl. Martin 1995: 8-32.

7 Dieser Aspekt wuerde in einer ausfuehrlichen Behandlung vieles wiederholen, was bereits in Bozzi 1997 erlaeutert wurde.

8 Vgl. zu diesem Komplex auch Laemmle 1980.

9 Vgl. auch dazu in Mueller 1988 die Kurzgeschichten =Meine Finger= (77-79).

10 Herta Mueller hat oft diesen aehnlichen, sehr subjektiven Ansatzpunkt ihrer Literatur unterstrichen: =es war ein Schreiben gegen diese Identitaet, auch gegen dieses banatschwaebische Dorf, gegen diese sprachlose Kindheit, die alles unterdrueckte.= (Mueller 1990b: 303)

11 Beim Elfmeter fasst er nicht, wie alle anderen Zuschauer es tun, den Stuermer, sondern den Tormann ins Auge; Bloch beobachtet nicht das Herabstossen des Vogels, sondern die entsprechende Stelle im Feld (vgl. Handke 1971: 35); stets auf den Tropfen blickt er auf die Stelle des Deckels, wo jener vermutlich auftrifft (vgl. ebd.: 36); er beobachtet den Mann, auf den der Hund zulaeuft, statt den laufenden Hund; er sieht auf das Brot, dem sich die Ameise naehert, statt auf die Ameise (vgl. ebd.: 96).

12 Weitere Beispiele fuer das =mehrdeutige Sehen= in Handke 1979: =gelbkoepfige Kamillenbueschel wurden Luftaufnahmen von brennenden Waeldern= (32); =Schwarze Koeter wuehlten im Strandabfall, die sich dann aber als riesige Raben in die Luft hoben= (47); =Ein Laeufer, hinter dem ein Hund herrannte, erhob sich als Moewe in die Luefte= (195).

13 Zum kindlichen Animismus vgl. Mueller 1988: 78.

14 Vgl. dazu F. Hafner 1993.



Jerome Carroll (University of Nottingham)
Sensory Withdrawal and Sensory Excess: Wolfgang Welsch=s Aesthetic Theory and the Dramatic Practice of Peter Handke and Heiner Mueller

In this paper I will discuss the ways in which sensory excess and the arrest of the sensory have been conceived in art theory and deployed in art practice as a meditation on the question of representability. The impetus for this paper is given by the theoretical formulations of Wolfgang Welsch, the contemporary German philosopher and aesthetic theorist, who conceives of the anaesthetic, defined as art which deploys an arrest of sensory perception, as a respite from an aestheticised world. This diagnosis of the world as aestheticised rests on Welsch=s identification of phenomena such as a predominance of beautification, of veneer, and of sensory excess. It should be contextualised in terms of Welsch=s parallel project of revising aesthetics as a study of the sensory.

I will begin by summarising the strengths and weaknesses of his more or less minimalist theory of art. The strengths are that it provides a theoretical commentary for what seems to be a sustained preoccupation with the imperceptible and aesthetic reduction since the 1950s, whether this is in Cage=s music, Beckett=s drama or the fine art of people like John Baldessari, whose =no ideas have entered this work= (1966) comprises a =blank= canvas on which is written =EVERYTHING IS PURGED FROM THIS PAINTING BUT ART, NO IDEAS HAVE ENTERED THIS WORK.= The weaknesses of Welsch=s formulations turn on the inherent conceptuality of art which is anaesthetic, rather than any purely sensory mode of functioning. This is borne out by the concomitant slippage in Welsch=s formulations from questions of sensation to the more complex issues of authenticity beyond the fictionality of the aestheticised, and of representation. The instance of art as obstructed perception which I will take as my model is the dramatic work of Peter Handke, in particular the short piece Das Muendel will Vormund sein (1969). I will demonstrate that this piece is also a meditation on illusionist representation and the authenticity of on-stage activity.

This claim to authenticity that Handke=s drama makes will be the starting point of the second half of my paper. Here I will ask whether, rather than this alleged freezing of the sensory, a challenge to illusionist representation does not equally inhere in art which deploys an excess of the sensory. This also coincides with Welsch=s reconceptualisation of the aesthetic as sensory. The works of art which will feature in this second section will be plays by Heiner Mueller, such as Anatomie Titus Fall of Rome and Macbeth, in which physical excess is treated not simply thematically, in the form of violence as a vitalistic historical life-force, but formally as somehow real and effective as a means of facing the audience with an =UEberschwemmung= of references and textual levels. Moreover, I will ask whether this kind of art might not be understood to offer a different kind of resistance to aspects of the phenomena which Welsch identifies under the concept of aestheticisation, namely veneer and beautification.

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Peter Handke Muendliches und SchriftlichesZu Buechern, Bildern und Filmen 1992-2002.Frankfurt/Main: Suhrkamp, 2002.166 S.; geb.; EUR 19.90. ISBN 3-518-41348-1. =Vor jedem Worte-Machen zu etwas, das mich auf die Beine gebracht hat, ist da der Gedankenzwist, ob es nicht richtiger waere, die Sache auf sich beruhen und in Ruhe bluehen zu lassen.= Solche Zweifel begleiten und behindern wohl so manchen Rezensenten in seinem Schreiben, doch sobald das Wort ergriffen ist, scheint auch jegliche Schreibhemmung ueberwunden. So entscheidet sich auch Peter Handke in seinem neuen Buch =Muendliches und Schriftliches= zum Worte-Machen und aeussert sich darin recht redselig zu Werken von Kollegen aus Literatur, Kunst und Film. Dass es darauf ankommt, wie die Worte gemacht werden, thematisiert Handke in seinem Titel, indem er zwischen Muendlichkeit und Schriftlichkeit unterscheidet. Gleichsam einem dekonstruktivistischen Gestus folgend, versucht Handke die Grenzen zwischen Gesagtem und Geschriebenem aufzuzeigen und dadurch aufzuloesen. Augenmerk wird auf jene Texte gelegt, die aus dem Sprechen entsprungen sind, deren Form sich in erster Linie dem moeglichst freien Reden verdankt, weil gerade im =Nichtfestgeschriebenen, Umweghaften, Abschweifenden= deren Besonderheit zu liegen scheint. Das Resultat liegt allerdings schriftlich vor, als Buch. Denn als Tonband-=Abschriften= praesentiert Handke seine muendlich vorgetragenen Reden und gibt ihnen dadurch Gewicht. Das Geschriebene ist ja meist schwerwiegender als das gesprochene Wort, denn dieses geht oft durch den Wind und zum Wind hinaus und verschwindet, so Handke in einer seiner im Buch abgedruckten Reden, eine Laudatio zur Verleihung des Europaeischen Literaturpreises an Hermann Lenz. Die Aufsaetze, Notate und verschriftlichten Reden in =Muendliches und Schriftliches= sind Textzeugnisse aus Handkes vergangenen zehn Lebensjahren. Die Beitraege wurden bereits in diversen deutschsprachigen Zeitschriften und Zeitungen publiziert. Handke hat sie nun zusammengetragen und in einem kleinen Sammelband herausgegeben. Vergleichbar mit seinen gesammelten Verzettelungen =Langsam im Schatten=, 1992 bei Suhrkamp erschienen, zeigen sie Handke als leidenschaftlichen Kinogaenger, Bildbetrachter und Leser. Handke begibt sich in die Rolle des Rezipienten und versucht, sich durch blosses Zuschauen die Welt zu verdienen. Seinen =Appetit auf die Welt=, so auch der Titel seines ersten Beitrages, entstanden anlaesslich der Eroeffnung der Viennale 1992, moechte Handke durch Kunstgenuss stillen, doch die Seelennahrung erweist sich in beklagenswerter Weise allzu oft als Seelenfrass. Aus diesem Grund stellt Handke auch seine Desiderate an den Kunstbetrieb: So wuenscht er sich Filme fuer =grosse Heimwege=, Arbeiten von bildenden Kuenstlern, die auch bei geschlossenen Augen =Nachbilder= entstehen lassen, und (literarische) Texte, die Zwischenraeume eroeffnen und errichten, =Raeume zwischen den Wesen und den Dingen und wieder den Wesen=. In den Begegnungen mit Filmen von Straub und Huillet oder des iranischen Filmemachers Abbas Kiarostami, bei der Lektuere der Buecher von Marguerite Duras, Hermann Lenz oder Ralf Rothmann, im Betrachten der Bilder von Pierre Alechinsky, Zoran Music oder Anselm Kiefer scheinen Handkes Erwartungen befriedigt zu werden, denn deren Arbeiten ermoeglichen allesamt Betrachtungen, =bekannt als Bilder aus dem eigenen Leben - dem unbekannten eigenen Leben. Nur dem eigenen? Nein, dem unbekannten, groesseren, in dem auch mein eigenes, das des Betrachters, mitspielt=. Der Betrachter und dessen Begegnungen mit den Kunstwerken ruecken ins Zentrum des Kunstgenusses, bestimmen den Kunstgeschmack. Durch die Aufwertung des Rezipienten stellt sich nun Handke selbst in den Mittelpunkt. Er betritt den Spielraum, den die besprochenen Filme, Texte und Bilder eroeffnen, und fuellt ihn gleichsam auf mit seinen Erfahrungen und Weltansichten. Seine oftmals nur angedeuteten Beschreibungen und Beobachtungen sollen beim Lesen zwar fuer sich selber sprechen, ohne dem Leser mit dem ueblichen Rezensions- und Analysenschema jede eigene Erkenntnismoeglichkeit gleich mit dem ersten Satz wegzunehmen. Handke uebersieht dabei allerdings, dass er selbst so sehr in den Texten praesent ist, dass als Erkenntnis dann vor allem eines bleibt: Selbstgefaelligkeit. Handke koennte sich ruhig ein wenig zuruecknehmen. Denn das Buch sagt mehr ueber ihn selbst aus, als ueber die besprochenen Arbeiten. Insofern kommen Handke-Verehrer auch auf ihre Rechnung. Meiner Meinung nach sollte sich Handke aber lieber in Anlehnung an die Forderung des Kritikers Helmut Faerbers, den er in seinem Buch mit Lob ueberschuettet, eines zu Herzen nehmen: Schriftsteller sollten, was sie finden und fordern, auch selber sein. Stefan Krammer24. Oktober 2002 Originalbeitrag



HANDKE, PETER t den 6. december 1942 i Griffe-Kaerten, Tyskland01: =Mlmandens frygt for straffespark= (=Die Angst des Tormanns beim Elfmeter=) Gyldendals Bekkasinb¸ger : 1971 02: =Det korte brev og den lange afsked= (=Der Kurze Brief sum langen Abschied=) Gyldendal : 1973 03: =Ulykkelig og uden nsker= (=Wunschloses Unglueck=) Gyldendal : 1976 Samlerens Bogklub : 1976 04: =Kvinden, der ikke bede sig : en fortlling= (=Die linkshaendige Frau=) Gyldendal : 1977 05: =Fodboldens verden=, oversat af Keld Gall J¸rgensenessays i =Fodbold ! : forfattere om fnomenet fodbold=, ved Peter Christensen & Frederik Stjernfelt ; Gyldendal : 2002(1-2) Kilder: Dansk Bogfortegnelse, 1976- Lavet af Lone Hansen, juli 1992 og senest opdateret/rettet d. 28-12-2002



Rhea Thoenges-Stringaris e laenger aber das Ereignis sich entfernt . . .
=  ¬= Zu Joseph Beuys und Peter Handke
mit einem Text von Peter Handke zur Iphigenie-Aktion von Beuys und einem Gespraech der Autorin mit Johannes Stuettgen. 110 S., viele, z.T. farbige und
selten gezeigte Abb., ISBN 3-928780-27-1, 28, -  49, - CHFr. Bestell-Nr. B 27
ueber www.FIU-verlag.com


Waschzettel / Pressetext
Joseph Beuys und Peter Handke   zwei Kuenstler, die begei-sterte Anhaenger gefunden haben und zugleich heftige Kri-tiker. Ihr praegender Einfluss auf Kunst und Literatur des zwanzigsten Jahrhunderts aber bestreitet niemand. Beuys und die Badewanne, Handke und die Publikumsbe-schimpfung  Beuys und die Soziale Plastik, Handkes En-gagement fuer Serbien und Kuenstlertum. Sie haben polarisiert und veraergert, ermuntert und sensibilisiert. Was aber eint sie moeglicherweise?
Mit den beiden Kuenstlern verbindet die Kunsthistorikerin und engagierte Kulturschaffende Rhea Thoenges-Stringaris eine jahrelange persoenliche Bekanntschaft. Sie erlebte diese Menschen in vielen Gespraechen und Aktionen. Sie entdeckte Gemeinsamkeiten, Naeherungen und gegenseitige Wertschaetzung, ohne die Eigenwilligkeit eines jeden aus dem Blick zu verlieren.
Als streitlustige, aber zugleich sensible Beuyskennerin ist Rhea Thoenges-Stringaris schon seit langem in der Kunstszene bekannt. Ihre respektablen Einzelanalysen und ihre lebhaften Auftritte bei Symposien haben ihr Achtung ver-schafft. Darueber hinaus gehoerte sie zu den Gruendungsmit-gliedern der Gruenen oder engagierte sich in der Bewe-gung fuer Direkte Demokratie und Dreigliederung. Dass sie zugleich eine Kennerin des Werks von Peter Handke ist, wussten nur wenige.
Ihre nun vorgelegte sorgsame Studie ueber Beuys und Handke ist zugleich ein aufregender Gang durch Themen unserer Zeit und der deutschen Kulturgeschichte. Rhea Thoenges-Stringaris hat mit sicherem Gespuer und wacher Anteilnahme Beziehungen gesehen und verborgene Ver-knuepfungen aufgedeckt. Sie eroeffnet dem Leser neue Verstehensraeume und ueberraschende Verstaendnishilfen.
Wie streitbar Rhea Thoenges-Stringaris noch immer ist, zeigt sich in dem anschliessenden Gespraech mit Johannes Stuettgen  ein eigenwilliger und lebhafter Mensch, der Beuys ueber lange Zeit intensiv begleitet hat. Sein (gedan-ken-)kuenstlerisches Werk ist schon lange nicht mehr nur das eines Schuelers von Beuys. Stuettgen haelt hellwach da-gegen, fragt, formt um und hat dabei allen Gedankenbil-despass, der zum Leben dazugehoert. Dr. B. Seydel, Erfurt


HANDKE, PETER
fodt den 6. december 1942 i Griffe-Kaerten, Tyskland
01: =Malmandens frygt for straffespark= (=Die Angst des Tormanns beim Elfmeter=)
Gyldendals Bekkasinboger : 1971

02: =Det korte brev og den lange afsked= (=Der Kurze Brief sum langen Abschied=)
Gyldendal : 1973

03: =Ulykkelig og uden onsker= (=Wunschloses Unglueck=)
Gyldendal : 1976
Samlerens Bogklub : 1976

04: =Kvinden, der ikke robede sig : en fortlling= (=Die linkshaendige Frau=)
Gyldendal : 1977

05: =Fodboldens verden=, oversat af Keld Gall Jorgensen
essays i =Fodbold ! : forfattere om fnomenet fodbold=, ved Peter Christensen & Frederik Stjernfelt ; Gyldendal : 2002(1-2)

Kilder: Dansk Bogfortegnelse, 1976-
Lavet af Lone Hansen, juli 1992 og senest opdateret/rettet d. 28-12-2002


 



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